psycho

Es ist die berühmteste Szene der Filmgeschichte. Als Alfred Hitchcock im Jahr 1960 seine Hauptdarstellerin Janet Leigh in „Psycho“ nach nur 40 Filmminuten regelrecht abschlachten ließ, war es für das Publikum ein Schock. Noch dazu in der Badewanne, just in dem Moment, wo sie zum ersten Mal glücklich ist! Niemand war zu Hause in der Dusche mehr sicher. Der Regisseur Alexandre O. Philippe widmet dieser Szene gleich einen ganzen Film.

Der „Master of Suspense“ brach mit allen Sehgewohnheiten und setzte auf den Überraschungseffekt: Surprise statt Suspense. Die Szene setzt sich aus 78 Einstellungen und 52 Schnitten zusammen und dauert kaum 2 Minuten. Trotzdem markiert sie eine Wende. Nach den großen Technicolor Produktionen der 1950er Jahre begann ein dunkles Zeitalter. Zum ersten Mal war eine Frau einem derartigen Angriff ausgesetzt. Obwohl es kaum Blut und keine Messerstiche zu sehen gibt, wurde die Szene als äußerst brutal empfunden. Nur das Geräusch der Einstiche ist zu hören. Ein brutaler Mord konnte von nun an ein Teil von Unterhaltung sein und ein Mörder die Hauptfigur. Der Slasher-film war geboren.

Die Dokumentation folgt im Aufbau dem Film. Ebenfalls in schwarz-weiß Bildern schildern Theoretiker, Zeitzeugen und Schauspieler ihre Eindrücke dieses Kinomoments. Es kommt unter anderen Jamie Lee Curtis, die Tochter von Janet Leigh, ebenso zu Wort, wie Guillermo del Toro, Bret Easton Ellis, Eli Roth, Peter Bogdanovich und Marli Renfro, das damalige Bodydouble von Janet Leigh. Regisseur Philippe, der schon einen Film über George Lucas ohne George Lucas gemacht hat, musste diesmal auf Gus Van Sant verzichten. Der hatte 1998 Szene für Szene penibel genau nachgedreht. Daran ist er gescheitert, wie er sich selbst eingestehen musste. Weder Schnitte, noch Atmosphäre des Filmes waren reproduzierbar. Ein Moment von „movie magic“ sozusagen. Der Filmkritiker Leonard Maltin ging so weit, den Film nicht als Remake, sondern als Beleidigung am Original zu bezeichnen. Eine Kooperation bei dieser Dokumentation hat Van Sant verweigert.

Eine detektivische Aufarbeitung der Szene mit dem ebenso legendären stakkatohaften Streichern von Komponist Bernhard Herrmann, die für immer ihren Platz in der Filmgeschichte haben wird. Ein Muss für Filmenthusiasten.

Alexandre O. Philippe USA 2017 91 Min.

 

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