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M (Casey Affleck) kann einfach nicht loslassen. Der junge Musiker möchte das Haus, in dem er mit seiner Freundin C (Rooney Mara) lebt, nicht verlassen. Sie möchte lieber in die Stadt ziehen. Die angespannte Situation trübt etwas das Liebesglück. Es folgt ein Schicksalsschlag. M stirbt bei einem Autounfall auf der Straße vor dem Haus.

C nimmt im Spital Abschied und als sie weg ist, ruht die Kamera scheinbar endlos auf dem mit einem Laken zugedeckten Körper. Man ahnt, dass etwas passieren muss und dann passiert doch das Unerwartbare: M erhebt sich und wandelt mit dem Laken und zwei schwarzen Gucklöchern am Kopf durch die Gänge. Als er dem berühmt-berüchtigten gleißend hellen Licht gegenübersteht, dreht er sich weg und geht nach Hause zurück.

„A Ghost Story“ ist kein Horrorfilm, obwohl er mit den Elementen des Genre spielt, dabei aber auf Schockeffekte gänzlich verzichtet. Vielmehr geht es David Lowery darum zu zeigen wie es ist, wenn man sich von bestimmten Dingen nicht trennen kann und vor allem darum, wie es sich so anfühlt, ein Geist zu sein. Es ist zermürbend. M steht meist in einer Ecke und beobachtet das Geschehen. Eingreifen kann er nicht. Tage und Jahre vergehen aber von dem Haus kann er sich nicht trennen und mit seiner Ex nicht kommunizieren.

„A Ghost Story“ ist aber auch ein Film über das Trauern. Bewusst wird mit Sehgewohnheiten gebrochen. Lange, statische Einstellungen zwingen das Publikum zum Zusehen und vermitteln den Schmerz und das Gefühl der Ohnmacht von C, mit der Situation fertig zu werden. In einer einzigen langen Szene isst C aus Verzweiflung einen ganzen Kuchen auf und übergibt sich anschliessend. Eine Herausforderung für Rooney Mara, die in ihrem ganzen Leben bisher keinen „Pie“ gegessen hatte.

In den kunstvollen 4:3 Bildkompositionen von Kameramann Andrew Droz Palermo, untermalt von der Musik von Daniel Hart, setzt Lowery einen Kontrapunkt zum hohen Tempo des starbesetzten Unterhaltungskinos. „A Ghost Story“ scheint auf einer Wolke der Melancholie zu schweben. Regisseur Davis Lowery, der nach Pete’s Dragon einen kleinen spontanen Film machen wollte, wirft in seinem Geisterdrama allerhand Fragen auf. Was ist, wenn wir einmal nicht mehr da sind?

Gänzlich aufgeklärt entlässt Lowery das Publikum nicht. M scheint sich in einer Zeitschleife zu befinden. Das ist aber nicht unbedingt von Bedeutung. „A Ghost Story“ ist ein kleines Filmjuwel. Keine leichte Kost aber nachdenklich stimmend über das eigene Sein und darüber, dass man sich an Dinge klammert und dabei vergisst was wirklich wichtig ist. Erst nach dem Tod kommt das böse Erwachen.

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David Lowery USA 2017 93 Min.

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