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Über dem Bett der Küchengehilfin Ally (Lady Gaga) hängt, eingerahmt hinter Glas, das Album Tapestry von Carole King aus dem Jahr 1971. Ein Viertel Jahrhundert lang war dies die meistverkaufte Platte einer Solokünstlerin (bis sie von Shania Twain abgelöst wurde). In ihrem ersten Spielfilm träumt Lady Gaga von der großen Karriere als Sängerin. Der Star, der hier gerade geboren wird, ist im realen Leben natürlich schon längst einer.

Bradley Cooper hat sich einen Pop-Star für seine erste Regiearbeit ausgesucht, der alle Stationen auf dem Weg nach oben schon durchlebt hat. Ein vom Management konstruiertes Image, dem unter Druck Widerstand zu leisten, bis hin zur Emanzipation als Solokünstlerin. Davon erzählt die alt bekannte Geschichte von A STAR IS BORN. Der Countryrocksänger Jackson Maine, gespielt von Cooper selbst, entdeckt Ally in einem Dragqueen Club, eigentlich auf der Suche nach Alkohol, als sie La vie en rose zum Besten gibt und verliebt sich sofort in ihre Stimme. Es folgt eine Lovestory, ihr Aufstieg und sein Absturz in Drogen und Alkohol. Es ist die vierte Auflage und die Vorgänger haben mit Janet Gaynor (1937), Judy Garland (1954) und Barbara Streisand (1976) in den Hauptrollen Filmgeschichte geschrieben. Die Handlung ist natürlich vorhersehbar. Warum ist Coopers Version trotzdem ein Erfolg?

Der Rolling Stone bezeichnet den Film weniger als Remake, sondern als Cover Version und zwar der Hallelujah-Liga. Das Projekt ist eine Herzensangelegenheit. Das merkt man daran, wie Cooper Lady Gaga inszeniert, wie er mit den weiteren Co-Stars umgeht und wie er sich selbst ins Zeug legt. Seine Protagonistin hat all den Ballast abgeworfen, der zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Sie versteckt sich nicht hinter dickem Make-up und üppigen Kostümen, sondern wirkt authentisch. Das war so nicht zu erwarten. Cooper und Lady Gaga haben nicht nur Songs extra für den Film komponiert, er singt auch noch selber und das sehr überzeugend. Noch so eine Überraschung. Bei Jacksons älterem Filmbruder Bobby, gespielt von Sam Elliott wird einmal mehr klar, warum Nebenrollen Supporting Acts genannt werden. Solche Partner hat sich Cooper nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera gesucht und sie tragen entscheidend dazu bei, dass der Film nicht zur Schmonzette verkommt.

Die Suspense ist freilich enden wollend. Vor allem gegen Ende. Wie viele Filme sind nicht schon an ihrem Ende gescheitert? A STAR IS BORN holt an dieser Stelle aber zu einen fulminanten Höhepunkt aus. Das Ende sitzt und das ein oder andere Taschentuch wird wohl im Publikum ausgepackt werden.

Im Zentrum stehen aber die Live-Auftritte der Beiden. Nicht eigens inszeniert, sondern allesamt tatsächlich bei Konzerten, wie dem Coacella Festival, aufgenommen. Es sind nicht die typischen Live-Aufnahmen von Konzertfilmen sondern die Kamera bleibt dicht an den Protagonisten. Im Hintergrund spürt man das Publikum und die Aufregung hinter der Bühne. Die Songs gehen ins Ohr und haben Hitpotential. Cooper und Lady Gaga geben ein tolles Paar ab. Man merkt, dass die Chemie stimmt.

Es ist nicht nur eine Geschichte, die eng mit der Hollywood verbunden ist. Es geht um das Showbiz an sich. Bradly Cooper hat es verstanden, den Stoff in unsere Zeit zu transferieren und seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Vielleicht die beste Major Studio Produktion, die man in diesem Jahr zu sehen bekommen wird. Es gilt fast schon als gesichert, dass die Mühen bei den wichtigsten Filmpreisen Berücksichtigung finden werden.

Als Ergänzung gibt es bei Netflix die Dokumentation Gaga: Five Foot Two zu sehen. Alles ist Inszenierung. Alles ist big Business.

Bradley Cooper | USA 2018 | 135 Min | 4 out of 5 stars

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