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Die Geträumten erzählt von der ungewöhnlichen Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Die Regisseurin Ruth Beckermann hat sich dazu entschlossen, kein typisches Biopic zu drehen, sondern die Musikerin Anja Plaschg und den Schauspieler Laurence Rupp die Briefe, die sie sich über mehr als zehn Jahre von ihrer ersten Begegnung bis zu ihrem Tod geschrieben haben, vorlesen zulassen. Die beiden sollten nicht in die Rollen schlüpfen, sondern die Briefe wie in einem Hörspiel vortragen. Soweit die Anweisung. Die intensive Vorbereitung erfolgte ohne die Darsteller.

Gedreht wurde in einem Tonstudio im Funkhaus in Wien und die Kamera verfolgte die beiden Protagonisten auch während der Pausen. Wir sehen Plaschg und Rupp auf der Leinwand und im nächsten Moment Bachmann und Celan.

Der Film zeigt, was ein Text mit Schauspielern innerhalb einer Woche Drehzeit macht und wie unterschiedlich ihn die Charaktere verarbeiten. Darüber hinaus ist die Montage von Die Geträumten ein überwältigendes Beispiel dafür, wie man einen Raum dramaturgisch nutzen kann. Gedreht wurde mit der Handkamera, um den Darstellern eine größtmögliche Freiheit zu lassen und sie nicht durch Regieanweisungen einzuschränken.
Die Geträumten ist ein kurzweiliges von Spannung aufgeladenes Drama. Die Reduktion auf den Text und die Konzentration auf zwei Schauspieler und einen Raum macht aus Die Geträumten ein Filmdokument von größter Bedeutung. Ein Höhepunkt des Filmjahres!

Nebenbei wurde der Film zu einem kleinen Denkmal für das Funkhaus. 60 Prozent des Hauses sollen verkauft werden.

Ruth Beckermann Ö 2016 89 Min.

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