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Der erste Teil von DIE UNGLAUBLICHEN liegt bereits 14 Jahre zurück. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat Disney das Publikum mit 20 Marvel Superheldenfilmen beglückt. Umso erstaunlicher, dass sich der Konzern mit der Fortsetzung des Animations-Kassenschlagers soviel Zeit gelassen hat. Dass Superhelden trotz des übersättigten Marktes so zu unterhalten vermögen wie Mr. Incredible und seine Familie, ist durchaus bemerkenswert, auch wenn es eben nur eine Fortsetzung ist, die nicht wirklich Neues zu bieten hat.

Zuvor aber kommt der obligatorische Kurzfilm. BAO erzählt von einem lebendig gewordenem Dim Sum, dass zur Allegorie auf das Erwachsenwerden wird. Das hat mit Sicherheit kein Kind im Saal verstanden. Den Schluss auch so manch Erwachsener nicht, wovon spontane Erklärungsversuche zeugen. Unglaublich ist jedoch, dass hier mittels einer Teigtasche Emotionen erzeugt werden. Hut ab.

DIE UNGLAUBLICHEN 2 schließt nahtlos an das Ende von Teil 1 an, in dem der Schurke Tunnelgräber in Metroville sein Unwesen treibt. Jede Rettungsaktion artet in Verwüstungen aus, für die keine Versicherung aufkommen möchte. Daher sind Superhelden illegal. Die Avengers kennen das. Die Parrs, wie sie mit bürgerlichem Namen heißen, leben in einem Motel, die Stimmung ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Daher kommt das Angebot von Winston Deavor, dem Besitzer von DevTech gerade recht, der das Image der Superhelden wieder zurechtrücken möchte. Gemeinsam mit dessen Schwester Evelyn starten sie einen PR Feldzug. Es dauert nicht lange und der nächste Bösewicht betritt die Bühne. Screenslaver nutzt die Abhängigkeit der Menschen von Bildschirmen aus und betreibt für seine Zwecke Massenhypnose.

Allerdings möchte Deavor, dass Mr. Incredible (Craig T. Nelson/Markus Maria Profitlich) seiner Frau Helen (Holly Hunter/Katrin Fröhlich) alias Elastigirl den Vortritt lässt. Eine Frau könne die öffentliche Meinung eher zu deren Gunsten beeinflussen. Mr. Incredible bleibt widerwillig zu Hause bei den Kindern. DIE UNGLAUBLICHEN 2 spielt mit Geschlechterrollen. Im Kontext der 1960er, in denen die Handlung angesiedelt ist, eine Novität und heute nicht weniger aktuell.

Natürlich ist Mr. Parr maßlos überfordert. Die Tochter Violet pubertiert und der Sohn Robert ist sowieso ein unberechenbarer Chaot. Der wahre Star des Films ist aber Jack-Jack, das Baby der Familie. Es ist keine große Überraschung, dass es auch bald seine Superkräfte entdeckt – wie schon am Ende von Teil 1 angedeutet – und ganz und gar nicht unter Kontrolle halten kann. Laserblick, beliebige Vervielfachung, Teleportation, Blitze abfeuern, sich in Schwermetall verwandeln und dem nicht genug, im niedlichen Baby schlummert der Höllenhund.

Beste Voraussetzungen für ein Gag-Feuerwerk, das alt und jung gleichermaßen unterhält. Für die Kleinsten ist auch Spannung garantiert, die interessanterweise gerade an jenen Stellen am größten ist, wo die Handlung am ehesten emotional nachzuvollziehen ist. Sich von einem Hochhaus zu stürzen, kein Problem! Wenn Elastigirl einen dunklen Raum betritt, verkriechen sich die Kinder aber im Kinosessel.

Musik und Setdesign erinnern an Agentenfilme der 1960er und verpassen dem Film einen Retro-Future-Look. Das neue Haus der Parrs ist wahrlich ein Traum. Bond-Designer Ken Adam lässt grüßen. Lucius Best (Samuel L. Jackson/Ian Olde) alias Frozone schafft beeindruckende animierte Eisberge. Sowohl die Arbeitsabläufe hinter der Kamera als auch das visuelle Ergebnis nähern sich immer mehr Realfilmen.

DIE UNGLAUBLICHEN 2 ist ein charmanter und unterhaltsamer Aufguß des bekannten Themas. Kein Geniestreich aber man bekommt die gewohnte Pixar Qualität. Die dritte Fortsetzung wird wohl nicht ganz so lange auf sich warten lassen.

Brad Bird | USA 2018 | 118 Min | 3.5 out of 5 stars

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