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Nachdem sich Alexander Payne in seinen beiden letzten hoch gelobten Filmdramen „The Descendants“ (2011) und „Nebraska“ (2013) auch auf humorvolle Weise ernsten Themen angenähert hatte, versucht der Regisseur sich nun im Fach der Science-Fiction Komödie. Das kommt etwas überraschend aber zumindest der Trailer zu „Downsizing“ war originell und vielversprechend. Auf die Wirkung und Bedeutung von Trailern an sich lohnt es sich einmal gesondert einzugehen. Dieser Trailer zählt jedenfalls zu jenen, die ein Versprechen abgeben, dass sie nicht einhalten können. Ja, man muss es leider sagen, „Downsizing“ ist bei weitem weniger geglückt als seine Vorgänger.

Dabei beginnt es tatsächlich vielversprechend. Die Welt stöhnt unter der drohenden Überbevölkerung und just in diesem Moment gelingt es einem norwegischen Wissenschaftler in einem bahnbrechenden Verfahren Menschen auf eine Körpergröße von 5 Zoll zu schrumpfen. Schon allein das Sounddesign des mikrowellenähnlichen Schrumpfungsapparates entbehrt nicht einer gewissen Komik. Die ersten geschrumpften Menschen lösen eine Welle der Euphorie aus und wirken auch auf das Kinopublikum verblüffend. Der Film aber verschießt in dieser Vorgeschichte schon einiges an Munition.

Paul Safranek (Matt Damon) ist die Hauptfigur oder zumindest folgt die Handlung seinem Leben. Ein Langeweiler. Er und seine Frau (Kristen Wigg) sehnen sich nach einem besseren Leben. Da kommt die zellulare Schrumpfung gerade recht. Wer sich nämlich dafür entscheidet und in das neu entstandene Leisureland umzieht, kann mit einer empfindlichen Vervielfachung seines Vermögens rechnen. Keine große Überraschung, die beiden entscheiden sich dafür. Keine große Überraschung, Wigg entscheidet sich in letzter Sekunde dagegen. Der Trailer verrät es bereits. Sie verschwindet an dieser Stelle aus dem Film.

Im Miniaturland angekommen macht Paul die Erfahrung, dass hier doch nicht alles so rosig ist und das Publikum die, dass wenn die Bezugspunkte zur großen Welt fehlen, diese Idee nicht ganz so toll funktioniert. Ein paar Gags hat man sich einfallen lassen. Man kann diese aber an einer Hand abzählen.

Im Leisureland sind längst bekannte soziale Gefüge entstanden. Es putzen die in Ghettos lebenden Menschen aus dem Süden. In der Nachbarwohnung von Dusan (Christoph Waltz) macht Paul die Bekannschaft mit Ngoc Lan Tran (Hong Chau), vietnamesische Dissidentin und jetzt Putzkraft. Es ist sie, die von nun an diktiert, wo die Geschichte langgeht und Paul nur mehr zum Mitläufer macht. Seine therapeutischen Fähigkeiten sind gefragt und so muss er mit in die heruntergekommene Siedlung, in der die Außenseiter der Gesellschaft ihr Dasein fristen. Paul durchläuft aber nicht wirklich eine Entwicklung zum besseren Menschen. Schon als Großer kümmert er sich aufopferungsvoll um seine kranke Mutter. Somit funktioniert die Entdeckung seiner sozialen Ader mitnichten.

Waltz stellt als serbischer Schmuggler neuerlich seine sprachlichen Talente zur Schau und ist obwohl seine Figur zweidimensional bleibt, ein Lichtblick. Im Grunde ist er aber genauso unterfordert wie sein Kompagnon Udo Kier. Beide sitzen immer wieder nur im Hintergrund herum und haben wenig zu tun. Einzig Chau verleiht dem Film mit ihrer quirligen und bestimmenden Art Leben und treibt die Handlung voran.

Migration, Bürgerrechte, Umweltschutz. Payne hat sich viel vorgenommen und vergisst dabei auf das Hauptthema. Dass man in einem Film mit lauter kleinen Menschen sitzt, hat man bald vergessen. Schade drum

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Regie: Alexander Payne | USA 2017 | 135 Min. | 2 out of 5 stars

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