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Christine McPherson (Saoirse Ronan) möchte dorthin, wo das kulturelle Leben ist und Schriftsteller im Wald leben. Also weit weg von ihrer Heimatstadt Sacramento, die sie so sehr hasst. Am liebsten gleich an die Ostküste. Im letzten Jahr auf der katholischen Highschool steht sie mit ihren 17 Jahren kurz vor einem neuen Lebensabschnitt.

„Its my given name. It’s given to me by me.“

Es ist das Jahr 2002 und die USA befinden sich in der 9/11 Schockstarre. Die Kirchen sind voll. Es wird viel gebetet. Das Leben findet zwischen Wohnzimmer, Schule und Supermarkt statt. Christine nennt sich selbst Lady Bird, sieht sich als Fremdkörper in ihrer Umgebung und hält sich für etwas besonders. Ihre Begabungen wurden nur eben noch nicht entdeckt. Traum und Wirklichkeit klaffen auseinander und schaffen Reibungspunkte mit den Vorstellungen und Lebensrealitäten der Mutter Marion (Laurie Metcalf). Die Familie befindet sich in einer kritischen finanziellen Situation. Das führt zu Spannungen. Die Mutter-Tochter Beziehung steht im Zentrum von „Lady Bird“, Greta Gerwigs sensationellem Solo-Regie-Debut, zu dem sie auch das Drehbuch verfasst hat.

Die Gefühlswelt wird durch die erste große Liebe durcheinandergebracht. Noch dazu kommt Danny (Lucas Hedges) aus besseren Verhältnissen. Als Lady Bird Thanksgiving mit ihm verbringt, ist ihre Mutter verletzt. Für sie ist es nicht nur Verrat sondern auch die Ohnmacht, ihrer Tochter kein besseres Leben zu ermöglichen. Ihre Tochter möchte aber einfach nur raus aus ihrer Welt.

Digitale Unschuld

In den Nullerjahren waren Smartphones und WLAN nur eine Idee am Horizont. Zu Hause gab es wenn überhaupt einen Computer. In einer Szene surft Lady Bird im Internet und der Rest der Familie schaut ihr dabei über die Schulter. Weil das Gerät im Zimmer des Bruders steht, gibt es eine Computer „shut off time“. Eine für heute unvorstellbare Situation. Dabei sind gerade einmal 15 Jahre vergangen. Auch das ist „Lady Bird“: Das Portrait einer bestimmten Zeit und der letzten Generation, die ohne Social Media und Co. aufgewachsen ist.

Gerwig bringt diese Zeit und die Konflikte von Jugendlichen ungeschminkt und authentisch auf die Leinwand. Sie ist humorvoll, ohne sich über die Charaktere lustig zu machen. Darin liegt der große Erfolg ihrer Arbeit. Lady Bird ist nicht immer sympathisch aber in ihrer Natürlichkeit eben glaubwürdig.

Der Vater (Tracy Letts), arbeitslos, ist die tragische Figur, die für die selbe Stelle vorspricht wie sein eigener Sohn. Die gute Seele, nur zu sagen hat er in der Familie nichts mehr. Die ganze Verantwortung liegt bei seiner arbeitenden Frau.

Ob Liebeskummer oder Abschlussball, „Lady Bird“ erzählt von einer Lebensphase, in der die Tragik im Moment liegt und die Zukunft reinste Träumereien sind. Das bedeutet aber nicht, dass das Leben eine unendliche Warteliste ist und sie nicht doch wahr werden.

Bei den Oscars erhielt der Film Nominierungen in allen 5 Hauptkategorien.

 

Greta Gerwig | USA 2017 | 93 Min | 4 out of 5 stars

© Foto: Universal Pictures

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