mudbound

Zwei Männer schaufeln im strömenden Regen eine Grube in den Schlamm. Ein Grab für den Vater. Einer ersäuft beinahe in dem sich mit Wasser füllenden Loch. Die Bedeutung dieser Szene erschließt sich freilich erst gegen Ende des Filmes. Sechs Jahre zuvor, es ist das Jahr 1939, entschließt sich Henry McAllan (Jason Clark) mit seiner Familie von Memphis nach Mississippi zu übersiedeln. Wohnraum ist teuer in der Stadt, so kauft er sich ein Stück Land. Dort angekommen, muss Henry feststellen, dass er es beim Kauf mit einen Betrüger zu tun hatte. Anstelle in das Haus des Grundbesitzers zu ziehen, muss er mit Frau Laura (Carey Mulligan), Kindern und Vater (Jonathan Banks) mit einer Holzhütte vorlieb nehmen.

Schon wieder ein Südstaatendrama! „Mudbound“ wählt aber eine neue Perspektive. Die McAllans, allen voran der rassistische Vater Pappy, sind arm. Sie leben und arbeiten im selben Dreck wie die Familie Jackson, die schwarzen Angestellten auf der Plantage und müssen mit den gleichen Unzulänglichkeiten des Lebens zurecht kommen. Sie sind hilflos dem Wetter ausgesetzt. Selbst als starker Regen beider Existenz bedroht, bleiben sie in ihren angestammten Rollen und die hierarchische Struktur aufrecht.

1941. Die Nachricht vom Kriegseintritt der USA erreicht auch Mississippi. Henrys Bruder Jamie (Garrett Hedlund) und Florence Jackson (Mary J. Blige) Sohn Ronsel (Jason Mitchell) ziehen in den Krieg. Am Ende kehren sie als Kriegshelden zurück. Im Krieg sind alle gleich. In Mississippi ist die Zeit aber stehen geblieben. Rassentrennung und Rassenhass bestimmen das Leben in den Südstaaten. Jamie und Ronsel können sich beide nicht mehr in die für sie rückständige Gesellschaft einfügen. Traumatisiert von den Kriegserlebnissen und mit ihren Problemen alleingelassen, entsteht eine Freundschaft, die es eigentlich nicht geben darf.

Aus dem Off erzählen gleich fünf Charaktere ihre Sicht der Dinge und ermöglichen, die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Das erinnert Phasenweise an Filme von Terence Malick, ebenso wie die Kameraschwenks über stille Landschaften und die Zeitsprünge in der Handlung. Regisseurin Dee Rees ist ein stimmiger Film in wunderbaren Bildern und satten Farben gelungen, der dem Genre durchaus Neues hinzufügen kann.

Es ist müßig, wegen jedes neuen Filmes die Vertriebsstrategie von Streaming Diensten zu diskutieren. Netflix wird „Mudbound“ den nötigen Kinostart verschaffen, um den Anforderungen der Oscar Academy gerecht zu werden. „Mudbound“ ist ein großartiger Film und man munkelt, dass durchaus Chancen auf eine Berücksichtigung bestehen. Gut möglich, dass dies ein Oscar-Crasher wird.

Dee Rees USA 2017 134 Min.

 

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