The Reel Therapist  – Oscars

Der Höhepunkt des alljährlichen Preisregens der Filmindustrie in den USA steht Sonntag Nacht wieder bevor, wenn in Los Angeles die Oscars vergeben werden. Die restlichen Preise (von den Globes bis zu jenen der einzelnen Gilden), die jede Saison auf dem Plan stehen, gelten als Barometer für den Oscar. Darüber hinaus interessieren sie die Allgemeinheit eher weniger und rufen dementsprechend auch kaum Emotionen hervor. Bei den Oscars ist das ganz anders. Da gehts ans Eingemachte. Wer verdient den Preis, wer wurde übergangen und wer wird ihn letztlich erhalten? Das ist kein Spaß. Das ist eine ernste Angelegenheit.

Wie es schon im letzten Jahr mit Roma von Alfonso Cuarón der Fall war, hat es auch heuer eine internationale Produktion unter die Nominierten geschafft. Parasite von Bong Joon-ho ist nicht weniger bemerkenswert und hat daher einen berechtigten Platz unter den besten Filmen des Jahres. Trotzdem ist es in erster Linie eine Imagepflege der Academy, die sich weltoffen geben möchte. Als gäbe es im vergangenen Jahr nur einen nennenswerten internationalen Film. Grundsätzlich gibt es dafür auch den sogenannten Auslandsoscar. Wenn eine internationale Produktion nun in einer Hauptkategorie ausgezeichnet wird, kann das viel bedeuten und wenn nicht – ja dann bedeutet es nichts. Die Oscars sind ein US-amerikanischer Filmpreis und das sollen sie auch bleiben. Es gibt genügend andere Verleihungen rund um den Globus. Dem weltweiten Filmschaffen kann ein einzelner Preis ohnehin nie gerecht werden.

Es war ein starkes Filmjahr. Das Erfreuliche ist, dass es diesmal 9 Filme sind, die um den Oscar für den Besten Film konkurrieren und sie alle ihre Qualitäten haben. Interessanterweise, haben mehr als die Hälfte dieser Filme keine Nominierungen in den Kategorien für Hauptrollen. Le Mans 66 ist als Einziger nicht für das Drehbuch nominiert und fällt auch sonst unter den 9 Filmen am ehesten aus dem Rahmen. Dafür gilt der Film als Favorit für den Besten Schnitt (Andrew Buckland und Michael McCusker). Die legendäre Thelma Schoonmaker (The Irishman), die Scorseses Mammutprojekt auf dreieinhalb Stunden eingekürzt hat, ist hier ebenso vertreten.

Auch in diesem Jahr muss sich die Academy den Vorwurf gefallen lassen, Frauen in der Regie Kategorie zu übergehen. Diesmal ist das für Greta Gerwig (Little Women) besonders bitter. Die 5 Nominierten haben ihre Berechtigung und es stellt sich die Frage, warum es 9 Beste Filme gibt aber eben nur 5 Nominierungen für Beste Regie. Gerwig darf sich aber mit ihrem grandiosen Drehbuch durchaus Chancen ausrechnen.

Zu den schon fast traditionell stärksten Kategorien gehören auch in diesem Jahr Bester internationaler Film und Bester Animationsfilm. Eine Premiere gibt es für einen Dokumentarfilm. Land des Honigs (Honeyland) ist sowohl in der Kategorie Bester Dokumentarfilm als auch in der Kategorie Bester internationaler Film nominiert. Trotzdem gilt im Moment die Dokumentation American Factory als Favorit.

In diesem Jahr gibt es tatsächlich nur eine schwarze Schauspielerin, die nominiert ist: Cynthia Erivo für Harriet. Und wieder trifft es eine Frau: Dass Lupita Nyon’go für ihre sensationelle Doppelrolle in Wir nicht berücksichtigt wurde, ist schon fast eine Provokation. Da ist sie: die Emotion. Wenn schon der Abend selbst eher langweilig ist – es gibt in vielen Kategorien eindeutige Favoriten – so sorgen die Oscars zumindest im Vorfeld für Gesprächsstoff. Ob 1917 der Favoritenrolle gerecht wurde, wissen wir aber ohnehin erst Montag in der Früh.

Hier sind die Beiträge von sämtlichen in der Kategorie Bester Film für den OSCAR nominierten Filme:

Ford v Ferrari

The Irishman

Jojo Rabbit

Joker

Little Women

Marriage Story

1917

Once Upon A Time … in Hollywood

Parasite

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