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Den titelgebenden Klassiker hat die britische Schriftstellerin Daphne du Maurier im Jahr 1938 mit nur 21 Jahren verfasst. Bereits zwei Jahre später gelang Alfred Hitchcock eine sehr erfolgreiche Verfilmung des Romans. Es folgte eine Opernfassung in den 1980er Jahren und ein Musical von Silvester Levay und Michael Kunze in Wien im Jahr 2006. Spät aber doch gibt es nun eine Neuverfilmung von Rebecca. Regisseur Ben Wheatley hat den romantischen Thriller für die Generation Netflix auf Hochglanz poliert und für die Streamingplattform inszeniert.

Darum geht es

Monte Carlo in den 1930er Jahren. Eine namentlich nicht genannte junge Frau (Lily James) reist als Begleiterin einer schrulligen alten Dame durch Europa. Im gleichen Hotel abstiegen ist Maxim de Winter (Armee Hammer), ein in der besseren Gesellschaft bekannter wohlhabender junger Mann aus England. Maxim leidet offenbar unter dem Tod seiner jüngst verstorbenen Frau Rebecca. Trotzdem kommen sich die Beiden unter den neugierigen Blicken der anderen Gäste näher. Einladungen zu Ausflügen, auf kleine Zettelchen geschrieben, verkünden das Interesse des Witwers. Ein Heiratsantrag folgt prompt und das Paar reist auf das feudale Anwesen Manderlay in England. Dort erwartet sie die Haushälterin Mrs. Danvers (großartig finster: Kirstin Scott Thomas). Bald stellt sich heraus, dass der Tod Rebeccas wie ein dunkler Schatten über dem Anwesen liegt. Die neue Mrs. de Winter ist mit Wutausbrüchen ihres Mannes konfrontiert, immer dann wenn er sich an seine verstorbene Frau erinnert fühlt. Mrs. Danvers‘ Verehrung für Rebecca zeigt manische Züge. Rebeccas Zimmer scheinen einem Museum gleich unberührt geblieben zu sein. Die junge Frau gerät immer mehr in Bedrängnis. Die Verzweiflung wächst und eines Nachts steht Mrs. de Winter am offenen Fenster, Mrs. Danvers im Rücken, ihr ins Gewissen redend, dass sie keine Chance gegen die immer noch bestehende Liebe zwischen Maxim und Rebecca haben kann. Doch der Landsitz Manderlay verbirgt ein düsteres Geheimnis.

Lily James als Mrs. de Winter und Armie Hammer als Maxim de Winter. (C) KERRY BROWN/NETFLIX

Kommentar

Der Stoff ist großartig, dass muss man sagen und die Verfilmung glamourös. Sie vereint den klassischen Roman mit zeitgemäßem Chic à la Der große Gatsby (2013) von Buz Luhrmann. Die aktuelle Version hält sich näher an der Vorlage als Hitchcock das konnte, was auch den damaligen gesellschaftlichen Konventionen geschuldet ist. Nach 80 Jahren muss man einen Film aber nicht zwangsläufig mit seinem Vorgänger vergleichen. Die Wenigsten, die die neue Verfilmung erreichen wird, würden sich wohl an den Oscar prämierten Klassiker in schwarzweiss mit Joan Fontaine und Laurence Olivier in den Hauptrollen heranwagen.

Hier haben wir es mit einer Interpretation zu tun, die für das Zielpublikum geradezu maßgeschneidert ist. Opulente Sets und Garderoben und zwei junge Leinwandstars, die es verstehen, mit der Kamera zu flirten. Dass die Geschichte dabei kaum Identifikationsmöglichkeiten bietet, liegt am Ausgangsmaterial. Regisseur Wheatley (High Rise) gelingt es in diesem Mystery-Thriller mittels Traumsequenzen nur zeitweise eine bedrohliche Atmosphäre zu schaffen (hervorzuheben ist eine schöne Ballsequenz). Dafür sind die Farben von Rebecca dann doch zu kräftig und die Darsteller abseits von Kirstin Scott Thomas doch zu leichtgewichtig. Spätestens, wenn die Geschichte von Manderlay in einen dörflichen Gerichtssaal wechselt, kann die Grundstimmung nicht gehalten werden. Rebecca wird seinen Zweck erfüllen und ein junges Publikum ansprechen. Ein großer Wurf ist aber nicht gelungen.

Streamingplattform

Netflix


REBECCA | BEN WHEATLEY | GB 2020 | 122 MIN. | 3 out of 5 stars


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