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Manchmal haben die Oscars einen spannenden Nebeneffekt. Dann nämlich, wenn sie für einen kleinen Moment die Aufmerksamkeit des Publikums auf jene Filme lenken, die sonst, wie in diesem Fall, in den unendlichen Weiten des Internets verloren gingen. Period. End of Sentence von Rayka Zehtabchi, wie der nicht wörtlich übersetzbare Titel im Original lautet, wurde soeben als bester Dokumentar-Kurzfilm ausgezeichnet. Ein Film mit einer starken Botschaft.

Der Titel spielt auf die im Englischen doppelte Bedeutung von Period an. Neben der Monatsblutung ist damit auch der Punkt am Ende des Satzes gemeint. Die Periode soll nicht das Ende gesellschaftlicher Partizipation junger Mädchen bedeuten. In manchen Ländern der Welt ist der Beginn der Monatsblutung jedoch genau damit gleichzusetzen. Am Beispiel Indiens wird ein großes Tabuthema aufgezeigt. Durch die Periode werden Mädchen regelrecht stigmatisiert. Es mangelt an Aufklärung. Sie gilt als schmutzig und die Mädchen somit als unrein.

Der Gebrauch von Binden ist verschwindend gering. Die Folgen mag man sich gar nicht ausmahlen. Hier setzt die Dokumentation an. Eine Gruppe von Frauen aus einem Dorf beginnt mit der eigenen Bindenproduktion. Vertrieben werden die kostengünstigen und offenbar qualitativ hochwertigen Binden an der Haustüre. Vor den Augen von Männern in einem Laden einzukaufen ist undenkbar.

Bette Midler empfiehlt.

Stigma Monatsblutung porträtiert diese Initiative, die für die Frauen in mehrerer Hinsicht eine Verbesserung der Lebensqualität mit sich bringt. Die Eigenproduktion der Binden ist auch ein Akt der Selbstermächtigung und lässt die Frauen am beruflichen Leben teilhaben. So weit so gut und wichtig.

Der Filmemacherin geht es in erster Linie darum Inhalte zu transportieren und eine Botschaft unter die Leute zu bringen. Eine durchdachte Gestaltung bleibt da außen vor. Wer sich hier aber an der optischen Umsetzung stößt, sollte sich einmal eine Dokumentation aus Österreich anschauen. Allerdings schaffen es die auch nicht bis auf die Shortlist der Oscars. Über die Protagonistinnen erfährt man nicht viel. Die Dokumentation wirkt wie gerade einmal so nebenbei gedreht und erinnert von der Aussage her an Produktwerbungen, ohne Werbefilmästhetik.

Die Euphorie darüber, dass ein Film mit diesem Thema eine derartige Anerkennung erfahren hat, ist groß. Stigma Monatsblutung rückt ein großes Tabuthema in den Fokus. Das wurde bei den Oscars honoriert. Um mehr in die notwendige Tiefe gehen zu können, ist das Ganze jedoch zu kurz geraten. Wie schwer es ist, trotz Oscar abseits des Mainstreams auf sich aufmerksam zu machen, zeigt das geringe Interesse der Medien. Auf der Webseite Rotten Tomatoes reichen die Kommentare nicht einmal für eine Bewertung.

RAYKA ZEHTABCHI | USA 2019 | OT: Period. End of Sentence |26 Min. | 3 out of 5 stars

Foto © Netflix

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