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Vor 24 Jahren kam mit Toy Story der erste vollständig animierte Spielfilm in die Kinos. Der Film markierte nicht nur den Beginn einer Jahrzehnte andauernden Freundschaft zwischen dem „lonely cowboy“ Woody (im Original gesprochen von Tom Hanks) und dem Astronauten Buzz Lightyear (Tim Allen), sondern von da an war die Disney Tochter Pixar Animation Studios das Maß aller Dinge, wenn es um Computeranimation ging. Böse Zungen behaupteten gar, Woody und seine Spielzeug-Freunde übertrafen  ihre realen KollegInnen an Emotionalität und Ausdruckskraft.

Obwohl niemand wirklich darauf wartete, kam bereits 1999 mit Toy Story 2 die Fortsetzung und wurde neuerlich gleichsam ein finanzieller wie künstlerischer Erfolg. 2010 wiederholte Pixar das Kunststück ein drittes Mal. Diesmal sogar als Bester Film für den Oscar nominiert und in der Kategorie Bester Animationsfilm schließlich erfolgreich. Das Ende galt dann als krönender Abschluss einer erfolgreichen Trilogie. Doch 2014 gab Disney bekannt, an einer weiteren Fortsetzung zu arbeiten. Skepsis war angebracht. In den letzten zehn Jahren brachte Pixar elf Filme heraus, sieben davon waren Fortsetzungen vorangegangener Erfolge. Obwohl durchwegs ebenso erfolgreich nicht immer von gleicher Qualität.

Soviel kann schon man sagen: A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando, kurz Toy Story 4, fügt sich nahtlos in die Saga ein. Die Fortsetzung, auf die neuerlich keiner gewartet hatte, macht durchaus Sinn. Die Charakterentwicklung, vor allem von Woody, wird vorangetrieben. Woody trifft auf seine alte Flamme Porzellinichen (Orig. „Bo Peep“, Annie Potts). Sie hat nun buchstäblich die Hosen an. Von der zerbrechlichen Porzellanfigur hat sie sich zu einem selbstbewussten besitzerlosen Spielzeug gewandelt. Es werden neue Themenkomplexe aufgebrochen: Wann ist ein Spielzeug Müll? und Kann man als Spielzeug frei sein oder kann man nur mit einem Besitzer glücklich werden?

Die nunmehrige Geschichte spielt zwischen einem Jahrmarkt und einem Antiquitätenladen. Was wir hier sehen, bleibt den Menschen allerdings meist verborgen. Die Perspektive der Spielzeuge zeigt uns was sich über oder unter den Ständen und Regalen abspielt. Hier tut sich eine eigene Welt auf, die mitunter bedrohlich wirken mag. Wie in den Vorgängern ging es den Machern nie alleine um Unterhaltung. Stets plagten die Charaktere existenzialistische Fragen. Der neu hinzugekommenen kanadischen Stunt-Motorradfahrer Duke Caboom (Keanu Reeves) ist traumatisiert wegen seines Unvermögens, als Spielzeug der eigenen Werbung stand zu halten. Duke alleine könnte einen Film füllen.

Die bösen Wächter des Antiquitätenladens sind Bauchrednerpuppen in schwarzen Anzügen. Die seitlich hängenden Köpfe und schlackernden Gliedmassen sind ein weiteres Zeichen der Detailverliebtheit. Grusel garantiert. Durch die Altersfreigabe von FSK 0 sollte man sich nicht irritieren lassen. Toy Story 4 ist bestenfalls für Kinder ab 6 Jahren geeignet. Abgesehen davon, das man von einem Kinobesuch davor sowieso grundsätzlich absehen sollte, weil das viel zu anstrengend für die Kleinsten ist. Wirklich zu empfehlen ist der Film erst ab 8 Jahren.

Wenn man sich die vier Filme heute ansieht, lässt sich der technische Fortschritt der Digitaltechnik ablesen. Damals wie heute setzt Pixar Maßstäbe im Genre. Und trotzdem: Etwas an „freshness“, um in der Sprache der Bewertungsplattform Rotten Tomatoes zu bleiben, haben Woody und Co eingebüßt. Auch diese Serie lässt sich nicht ewig weiterführen. Das nunmehrige Finale ist – eine neuerliche – Möglichkeit, um die Spielzeuggeschichten zu einem würdigen Ende zu bringen.


A TOY STORY: ALLES HÖRT AUF KEIN KOMMANDO/ OT: TOY STORY 4 | JOSH COOLEY | USA 2019 | 100 Min | 4 out of 5 stars


Link: Spiegel Online: Pixar – Ein Studio im Wandel


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Foto: Disney/Pixar

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