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Scott „Ant-Man“ Lang (Paul Rudd) war unartig. Nachdem er am Leipziger Flughafen mit den Avengers das obligatorische Chaos hinterlassen hatte, steht er in San Fransisco unter Hausarrest. Auslieferungsabkommen. Zumindest das funktioniert noch zwischen EU und USA. Dr. Hank Pym (Michael Douglas), Erfinder des Ameisenkostüms, mag die Avengers überhaupt nicht und ist deswegen eingeschnappt und von seinem Alterego bitter enttäuscht. In der Zwischenzeit hat er daher seiner Tochter Hope (Evangeline Lilly) einen Wespenanzug verpasst, um gemeinsam seine seit 30 Jahren in der Quantenwelt verschollene Ehefrau Janet (Michelle Pfeiffer) zu retten.

Soweit die Ausgangslage. Es ist ein Verdienst des Marvel Cinematic Universe (MCU), dass dies auch ohne die vorherrschenden Spannungen näher zu erklären funktioniert. Dort und da werden Hinweise bis hin zur Mid- und Post-Credit-Szene gesteut, die die Handlung zeitlich verorten. Das freut die Marvel Fan Gemeinde, ist für den Rest des Publikums aber nicht von größerer Bedeutung. Ant-Man and the Wasp ist in der Reihe wie sein Vorgänger mehr Mitläufer als Handlungsträger.

Wie schon in Captain America: Civil War (2016) zu sehen war, ermöglicht Dr. Pyms Technologie nicht nur eine Verkleinerung von Materie, sondern auch genau das Gegenteil. Seine Arbeit erregt vielenorts Aufmerksamkeit und droht in die falschen Hände zu geraten. Waffenhändler und ein neuer – weiblicher – Bösewicht nehmen die Verfolgung auf, um sich Dr. Pyms Labor, das er geschrumpft in Handkoffergröße mit sich führt, zu schnappen.

Verfolgungsjagden und das Spiel mit den Dimensionen sind dann auch die bestimmenden Elemente des neuen Marvel Abenteuers. Das Schrumpfen und Wachsen von Häusern, Autos und den Charakteren eröffnet eine Fülle an visuellen Möglichkeiten, die trotz Wiederholungen gut unterhalten und sich nicht erschöpfen. Die Fahrt durch die Lombard Street erinnert einmal mehr an die von Peter Bogdanovic inszenierte Verfolgungsjagd aus What’s up, Doc? (1972). Eines der vielen Vorbilder von Regisseur Peyton Reed. Unterstützt werden die Helden wie schon im ersten Teil von Michael Peña als Scotts Arbeitskollege Luis.

Über die neue Antagonistin Ghost (Hannah John-Kamen) erfährt man nicht viel. Nach einem Unfall ist ihr materieller Zustand etwas durcheinandergeraten und sie steht sozusagen etwas neben sich und sieht in Pyms Erfindung ihre Erlösung. Zumindest in diesem Film ist sie daher weniger Bösewicht und daran das Universum an sich zu reißen, sondern mehr getrieben von ihren eigenen Bedürfnissen.

The Wasp tauchte nicht nur im Jahr 1963 als erste weibliche Heldin in einem Avengers Comic auf, sondern ist auch die erste Protagonistin, die in einem Marvel Filmtitel geführt wird. Ant-Man steht ihr zwar zur Seite, muss sich aber nebenbei noch um seine Tochter kümmern. Ein Gutteil der Arbeit bleibt also für The Wasp. Gegen Ende ist sie die Retterin und spendet den Kuss, der die Romanze zwischen den beiden in Gang bringt.

Ant-Man and the Wasp erzählt eine simple Geschichte in kurzweiligen zwei Stunden, nimmt sich weniger ernst als dies die restlichen Avengers tun und setzt auf Humor und familienfreundliche Unterhaltung. Scott und Hope sind darüber hinaus die einzigen Helden ohne Superkräfte. Normale Menschen, nicht einmal Milliardäre wie Bruce Wayne. Dass trotz Thematisierung von subatomarem Raum und Quantenverschränkung jegliche wissenschaftliche Basis fehlt, darf nicht weiter stören. Auf die weitere Genese des MCU werden die Quanten so oder so entscheidenden Einfluss nehmen. Ab diesem Zeitpunkt wird alles in Frage gestellt. Auch der Hinweis ganz zum Schluss, dass Ant-Man und The Wasp auf die Leinwand zurückkehren, bleibt nicht ohne Fragezeichen.

Peyton Reed | USA 2018 | 118 Min | 3 out of 5 stars

Foto: ©Marvel Studios 2018

 

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