The darkest hour

Unweit der 10 Downing Street befinden sich am St. James‘s Park die Churchill War Rooms. Sie sind ein Teil des Imperial War Museums und wurden von Margaret Thatcher der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Während des Zweiten Weltkriegs diente der Bunker dem Kriegskabinett unter Winston Churchill als Kommandozentrale.

Eben diese Räume sind nun die Kulisse von „Darkest Hour“. Es ist das Jahr 1940, Adolf Hitlers Expansionsbestrebungen setzen auch Großbritannien immer mehr unter Druck und die Tage von Premier Neville Chamberlain sind angezählt. Die Nachfolgesuche läuft auf den einen Kandidaten hinaus, auf den man sich mit der Opposition verständigen kann. Das sogenannte „War Cabinett“ ist eine Allparteienregierung.

Auftitt Winston Churchill (Gary Oldman), zu dieser Zeit Lord der Admiralität. Sein Ruf als autoritär zorniger Eigenbrötler eilt ihm voraus. Keine Verhandlungen mit Nazi Deutschland zu führen war seine tiefste Überzeugung. Das erste Aufeinandertreffen mit König Georg V ist mehr Pflicht als auf gegenseitiger Wertschätzung beruhend.

Schon in den ersten Tagen seiner Amtszeit scheitert die Strategie der Alliierten gegenüber dem Deutschen Reich. Churchills ablehnende Position der Appeasment Politik gegenüber steht nur mehr auf wackeligen Beinen. In den hinteren Reihen wird bereits fleissig an seinem Sessel gesägt. Rückendeckung holt sich der Premierminister in Gesprächen mit der Bevölkerung in einer bereits legendären U-Bahn Szene. Viele stoßen sich an diesem dramaturgischen Kniff. Eine Situation die es so natürlich nie gegeben hat.

Nun begrenzt sich der Handlungsverlauf von „Darkest Hour“ auf wenige Wochen im Mai und Juni 1940. Den Rahmen bilden drei seiner bedeutsamsten Reden. Eine zeitliche Verdichtung, die bereits bei mehreren Biopics angewandt wurde, um eine Persönlichkeit anhand bestimmter Ereignisse zu porträtieren. In dieser Zeit hat sich Churchill nie in diesem Bunker befunden. Warum hätte er auch sollen. Die Nazis waren noch auf der anderen Seite des Kanals, wo gerade die Operarion Dynamo im Gange war. Genauso wenig war der Transatlantic Telephone Room bereits eingerichtet, in dem Churchill im Film mit US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt telefoniert.

Historische Ungenauigkeiten stehen dem Schauspiel von Gary Oldman gegenüber. Seine unverwechselbare Mimik und die markante Stimme können sich nicht hinter der Maske verstecken. Oldman eignet sich die Rolle an und stellt seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis. Der Vergleich mit John Lithgows ebenfalls exzellenter Darstellung Churchills in „The Crown“ lohnt sich.

In jeder Filmminute merkt man, dass die Geschichte hier von Männern geschrieben wird. Frauen sind nicht mehr als Beiwerk, die voll Bewunderung auf Churchill aufschauen. Es ist einer jener Filme, die von einer schauspielerischen Leistung leben aber als Ganzes nicht überzeugen können. Ob das Geld für ein Kinoticket hier gut angelegt ist, sei dahingestellt. Der Eintritt in die Churchill War Rooms zahlt sich aus und ein Besuch sollte bei keinem London Trip fehlen.

Joe Wright  GB 2017 125 Min.   2.5 out of 5 stars

 

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