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Jean-Pierre Léaud als sterbender Ludwig XIV. Die französische Schauspiellegende in der Rolle des Sonnenkönigs. Albert Serra ist hier ein besonderer Coup gelungen.

Léaud erlangte Berühmtheit in der Rolle des Antoine Doinel, dem Alterego François Truffauts. Die erste Zusammenarbeit „Sie küßten und sie schlugen ihn“ stammt aus dem Jahr 1959. Léaud war damals fünfzehn Jahre alt. Ludwig wurde als Vierjähriger inthronisiert und regierte bis zu seinem Tod mit siebenundsiebzig Jahren. Somit ist Léaud im richtigen Alter um diese Rolle zu verkörpern. Auf diese Weise überschneiden sich die Biographien zweier auf ihre Weise für Frankreich bedeutenden Persönlichkeiten. Von Serra so durchaus gewollt.

Serra inszeniert den Tod Ludwigs als Kammerspiel. Der engste Hofstaat hat sich am Totenbett versammelt und sein Leibarzt ist bemüht, den Leiden des Sonnengottes auf den Grund zu gehen. Vergebens, mit den damaligen medizinischen Kenntnisse stoßt er bald an seine Grenzen.

Ludwig liegt mit einer grotesk großen Perücke und Festkleidung im Bett, umgeben von düsterem Dekor. Viel gibt Serra nicht Preis und inszeniert in jeglicher Hinsicht minimalistisch. Die Kamera ruht meist auf Léauds Gesicht. Man hört ihn atmen, stöhnen. Anfangs wird noch jede auch noch so banale Tätigkeit mit Applaus bedacht. Für Ludwig ist es ist eine Art Menschwerdung und eine Konfrontation mit der eigenen Vergänglichkeit, nachdem er sein Leben lang vergöttert wurde. Seine engsten Vertrauten bewundern selbst nach dem Tod die Ausmaße seines Darms.

Albert Serra war sehr überrascht, als im letzten Jahr das Publikum in Cannes bis zum Ende des Filmes sitzenblieb. Das war er bis jetzt nicht gewohnt. In Scharen verließen die ZuseherInnen bei seinen vorangegangenen Filmen die Kinosäle. Somit müsste das wohl sein bisher kommerziellster Film sein, meint er selbst. Letztlich ist es ihm egal, er schert sich um das Publikum nicht. „The Three Little Pigs“ (2013) hatte eine Länge von 101 Stunden. Am Set gibt er kaum Anweisungen, Vorbereitungen gibt es keine und die drei Kameras, mit denen er arbeitet, lässt er schon mal ein paar Stunden durchlaufen. Jeder wie er mag. Im Schnitt bedeutet das normalerweise hunderte Stunden Drehmaterial. Der eloquente Serra sieht das allerdings ganz entspannt.

DER TOD VON LUDWIG XIV ist ein Historienfilm, wie man ihn noch nicht gesehen hat. Es ist Jean-Pierre Léauds erste Hauptrolle nach über zehn Jahren und ein Lichtblick im sonst bisher schwachen Kinojahr.

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Albert Serra  F/E/PRT 2016 115 Min.

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