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Das hier ist kein Western. Wild geht es im neuen Film von Regisseur Jacques Audiard (Ein Prophet) trotzdem zu. The Sisters Brothers sind Eli (John C. Reilly) und Charles (Joaquin Phoenix), zwei Auftragsmörder unterwegs durch das Oregon des Jahres 1852. Sie werden Zeugen des Niederganges einer archaischen Kultur, wo das Recht des Stärkeren gilt, Patronen gerade erst erfunden wurden und sich Gemeinschaften zu einer Gesellschaft formieren.

Der Commodore (Rutger Hauer) hat das Brüderpaar auf den Goldsucher Hermann Warm (Riz Ahmed) angesetzt. Warum genau spielt zuerst keine große Rolle. John Morries (Jake Gyllenhaal) hat er ebenfalls mit der Verfolgung beauftragt. Erst nach und nach offenbart sich den Verfolgern, worin das Interesse des Commodore besteht. Davor steht ihnen aber eine lange Reise bevor, bis an die Küste des Pazifiks und weiter nach San Francisco.

Es ist die Zeit des großen Goldrausches, Abenteurer kommen von weit her um ihr Glück zu versuchen. Erste Siedlungen befinden sich im Aufbau. Die Gesellschaft wird einem Wandel unterzogen und Eli liebäugelt bereits mit den neuen Möglichkeiten, die sich auftun. Der Kauf der ersten Zahnbürste versetzt ihn in verzücken. Nur Charles hinterfragt ihr Tun nicht. Dem Töten ein Ende zu setzen ist für ihn keine Option. Seinen Bruder hält er für einen Träumer. Sie befinden sich in einem ewigen Kreislauf der Rechtlosigkeit. Nach jedem Mord müssen sie mehr um ihr eigenes Leben fürchten.

Die visionären Vorstellungen des Goldsuchers Warm, auch wenn sie utopisch sind, missfallen jenen, die mit allen Mitteln der Gewalt herrschen und ihre Vormachtstellung in Gefahr sehen. Im Grunde sind die Sisters Brothers die letzten, die einen gesellschaftlichen Umbruch noch zu verhinden versuchen.

„Have you noticed how long it’s been since anyone tried to kill us?“

Eli zu seinem Bruder Charles gegen Ende von The Sisters Brothers

Der klassische Western setzt mit den 1860er Jahren ein. Rinderzucht, Raubüberfälle und der Kampf Gut gegen Böse mit Banditen auf der einen und dem Gesetz auf der anderen Seite sind die Themenkomplexe des Genres. Eli und Charles werden in The Sisters Brothers Zeugen der beginnenden Aufbruchstimmung und dem Morgengrauen der Demokratie. Als sie hoch zu Pferd an der Westküste ankommen und sich der Pazifische Ozean vor ihnen ausbreitet, wird deutlich, dass ihr Zeitalter abgelaufen ist. Als sie wenig später in San Francisco ein Hotel beziehen (fließendes Wasser!) und in einem Restaurant abendessen, ist das längst nicht mehr ihre Welt, in der hinter jedem Baum eine neue Gefahr lauert.

JACQUES AUDIARD | F/RO/B/E 2018 | 122 Min. | 4 out of 5 stars

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