the rise of the Skywalker

Knapp 400 Star Wars Fans sind im Saal zusammen gekommen. Da und dort sieht man Lichtschwerter und Verkleidungen. Es ist der erste Spieltag von Der Aufstieg Skywalkers. Ehrensache, zu den ersten zu gehören. Als die Titelmusik von Star Wars ertönt, Gejohle und Applaus. Die Erwartungen scheinen groß zu sein. Die Stimmung während des Nachspanns erinnert dann an die nach Marriage Story. Regisseur J. J. Abrams hat doch einen Film für die Fans gemacht. Alle noch lebenden – und nicht nur die – Helden sind mit dabei. Verweise und Rückblicke sollen das Fanherz hoher schlagen lassen, das Ende ist versöhnlich. Warum die Ernüchterung?

Vorweg: auch der 9. Teil der Saga wird das Publikum spalten und das soll hier auch nicht Thema sein. Auch nicht ob es ein würdiger Abschluss ist (wer‘s glaubt), oder nicht. Das muss jeder für sich entscheiden. Zu unterschiedlich sind die Bilder und die damit verbundenen Emotionen, die sich teilweise über Jahrzehnte in den Köpfen festgesetzt haben. Da können Erwartungshaltungen schon einmal selbst für interstellare Verhältnisse unendlich hoch sein. Also unerfüllbar.

Ein Vorwurf, der Disney immer gemacht wird, ist der, dass der Konzern allem ein familienfreundliches Etikett verpasst. Star Wars passt da sehr gut in dieses Bild: Abenteuer, nicht zu viel Gewalt und alles immer mit einem Augenzwinkern. Nur ist der aktuelle Teil alles andere als für kleine Kinder geeignet. Freigeben ist er ab 12 Jahren und dass sollte wirklich die unterste Grenze sein. Der Aufstieg Skywalkers wirkt wie dem Kopf eines hyperaktiven Kindes entsprungen. Einem maximal 6 Jahre alten Kind. Eine zweieinhalbstündige Aneinanderreihung von Actionsequenzen und dazwischen kaum Zeit um zu verschnaufen. Das kann schnell überfordernd sein, nicht nur für Kinder. Und wenn nicht das, dann langweilt die Überfrachtung, weil es keinen Spannungsbogen mehr gibt, der sich aufbauen könnte.

Der Film steuert natürlich auf den zentralen Konflikt zwischen Rey (Daisy Ridley) und Kylo Ren (Adam Driver) zu. Das ist abolut gelungen. Daisy Ridley als Hauptdarstellerin ist sicherlich der größte Trumpf der Trilogie. Adam Driver hat bei seinem ersten Auftreten noch für Lacher gesorgt und füllt seine Rolle nun mit der nötigen charakterliche Ambivalenz und Ernsthaftigkeit aus. Damit zeigt er in diesem Jahr seine schauspielerische Wandlungsfähigkeit wie kein anderer. Dass der Rest der Truppe Rund um die Weltraumcowboys Poe (Oscar Isaak) und Finn (John Boyega) in all dem Brimborium nicht untergehen, ist den Darstellern hoch anzurechnen.

Sonst nichts Neues, nur eine fortlaufende Wiederholung bekannter Motive. Kreativität glänzt durch Abwesenheit. Es ist erstaunlich, was sich der weltgrößte Medienkonzern leisten kann. Jedenfalls offenbar niemanden, der ein einfaches Drehbuch schreiben kann. An den Kinokassen wird es keinen Unterschied machen. Mit der Marke Star Wars besitzt Disney ein Asset, das noch lange nicht finanziell ausgereizt ist und gemelkt werden möchte.

Eines der Motive von Der Aufstieg Skywalkers ist das Spiel mit dem Tod, bzw. der Wiederauferstehung von gefallen geglaubten Charakteren. Es gibt diese eine Stelle, in der eine zentrale Figur mutmasslich geopfert wird und dann kommt alles anders. Das ist schade, weil ein emotionaler Moment verspielt wird. Wie bereits hinlänglich bekannt, ist Carrie Fisher wieder mit dabei. Nicht verwendete Szene der 2016 verstorbenen Schauspielerin wurden mit solchen mit einem Bodydouble ergänzt. Technisch perfekt. So weit so gut. Nur ist das Material leider dürftig. Stehsätze und starre Blicke bestimmen ihre Auftritte. Die Dialoge mit Rey sind keine. Inhatllich leisten sie keinen Beitrag zur Story. Wie soll es auch anders sein aber dafür kommt sie eigentlich recht oft vor.

Niemand im Saal beklagt sich über das ständige Rascheln von Popcorn und Chips im Saal. Das gehört dazu. Meist wird es ohnehin von der Musik von John Williams übertönt, die großartig ist aber jeglichen atmosphärischen Ton absorbiert. Es gibt schlicht neben den klassischen SpecialFX Sounds keine Geräusche. Kein tosendes Wasser. Nichts.

Vielleicht war die Stille im Saal am Ende dem Umstand geschuldet, hier, nach 42 Jahren, Zeuge eines endgültigen Abschieds geworden zu sein (Was an sich unwahrscheinlich ist). Also eher Wehmut als Enttäuschung. Erfreulicherweise regt jedenfalls auch der 9. Teil das Publikum zu Diskussionen an und das ist allemal erfreulich.

Alle hatten fast 17€ für ihre Tickets gezahlt. Dafür wird ein IMAX 3D Spektakel versprochen. Allein wurde die Leinwand in den 142 Minuten kaum voll bespielt. Wie sooft gilt: sucht euch einen schönen Saal mit einer Projektion in 2D. Am besten im Dolby Cinema. Alles andere ist reine Geldvernichtung.

OT: Star Wars: The Rise of the Skywalker | J. J. Abrams | USA 2019 | 142 Min | 3 out of 5 stars


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