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Awkwafina! Die Musikerin und Schauspielerin wurde für ihre Darstellung der sinoamerikanerin Billi Wang in The Farewell gerade mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Die Autorin Billi lebt mit ihren Eltern in New York aber der Großteil der Familie ist in ihrer alten Heimat China. Eines Tages erreicht sie die Nachricht, dass die geliebte Großmutter unheilbar an Krebs erkrankt ist. Nun gibt es in China den Glauben, dass es nicht der Krebs ist, der den Menschen tötet, sondern die Angst vor ihm. Daraus folgt, dass man den Betroffenen die Krankheit verschweigt. Also was tun? Regisseurin Lulu Wang verarbeitet in ihrem grandiosen Spielfilmdebüt ihre eigene Familiengeschichte.

Ein Vorwand wird gesucht, um die ganze Familie zusammenzubringen, um sich insgeheim von Nai Nai (Shuzhen Zhao) verabschieden zu können. Vor dem Hintergrund dieser, aus unserer Sicht, skurril anmutenden Geschichte, handelt The Farewell davon, wie es ist, weit weg von seiner Familie und den eigenen kulturellen Traditionen zu leben. Wie die Zeit vergeht und man mit den Eltern nur mittels Telefon in Kontakt treten kann und dann auf einmal das Ende in Sicht ist. Die Familie von Billi begibt sich auf die Reise nach China. Da ihre Eltern denken, dass sie ihre Emotionen nicht unter Kontrolle halten kann, lassen sie sie zurück. So beschließt Billi kurzerhand auf eigene Faust nach China zu kommen.

Für Billi ist es eine fremde Welt. Schon als kleines Kind emigrierte sie mir ihren Eltern in die USA. Sie spricht ein wenig die Sprache. Lesen kann sie die Schrift nicht. Es ist gewissermaßen ein Schock für sie, zu sehen, dass sie in den Staaten eine Migrantin ist und in China ebenso eine Fremde. Diese Heimatlosigkeit, die ihre Eltern noch mehr bedrückt, weiß Regisseurin Wang gekonnt zu vermitteln. Für Billi stellt sich die Frage nach ihrer eigene Identität.

So sitzt die Familie erstmals seit 20 Jahren gemeinsam an einem Tisch. Da alle Anwesenden ihre Trauer verbergen müssen, zieht sich eine humorvoller Unterton durch die gesamte Erzählung. Es ist aber mehr die Situationskomik als witzige Dialoge, die uns zum Schmunzeln bringt.

Die Kamerafrau Anna Franquesa Solano drückt dem Film mit einem eigenen visuellen Bildstil ihren Stempel auf. Sie orientiert den Bildaufbau an einer chinesischen Bildsprache, rückt die Menschen aus dem Zentrum und lässt Freiräume. Die barocke Filmmusik kommt von Alex Weston. Sie hebt sich von den Bildern deutlich ab und verleiht dem Film einen melancholischen Grundton.

The Farewell ist ein warmherziges Drama über das Abschiednehmen, das uns trotz der ungewöhnlichen Situation mit der Familie mitfühlen lässt. Und wann gab es schon je eine Trauerrede auf einer Hochzeitsfeier zu hören? Zu Awkwafina lässt sich nur sagen: A star is born.

THE FAREWELL | LULU WANG | USA 2019 | 101 MIN | 4.5 out of 5 stars


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