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Es ist ohne Zweifel das größte Abenteuer der Menschheitsgeschichte. Damien Chazelle (La La Land, Wiplash) zeigt rechtzeitig zum 50. Jubiläum, was Männer zur Zeit der Mondlandung in rostigen Raketen geleistet haben und was Frauen ertragen mussten.

Die erste Diskette war gerade erfunden worden, Computer hatten die Größe von Kühlschränken und allein in Österreich fuhren mehr als 2.000 Menschen in den Tod. Airbags gab es schon, sie sollten aber erst ein Jahrzehnt später in den ersten Autos verbaut werden. Diesen Kontext sollte man sich vor Augen führen, wenn man an die Zeit der Mondlandung denkt. Was es bedeutet, sich in eine kleine Blechdose zu setzen, in der gerade eine ganze Crew verbrannt war und Richtung Mond schießen zu lassen.

Für Neil Armstrong (Ryan Gosling), der Film liegt seiner Biografie zu Grunde, gab es keine Zweifel daran, dass die Mission glücken musste. Er absolvierte Test über Test und kam haarscharf mit dem Leben davon. Der Phlegmatiker, der es Zeit seines Lebens ablehnte, aus der Mondlandung Kapital zu schlagen, hatte nur ein Ziel im Kopf. Für seine Frau (Claire Foy) und die zwei Kinder blieb da kein Platz. Sie muss ihn dazu drängen, ein klärendes Gespräch mit seinen zwei Söhnen zu führen. Eine Situation, mit der er ganz und gar nicht umgehen kann. Er lässt seine Familie mit einer großen Ungewissheit zurück. Bei der Nasa wird vorsorglich der Nachruf verfasst.

Die Rolle liegt Ryan Gosling, genauso wie die Rolle des namenlosen Fahrers in Drive (2011). Reaktionen sind auf ein Minimum beschränkt. Das mag dem realen Vorbild zu entsprechen. Allerdings werden sonst sämtliche Charaktere zu Nebendarstellern degradiert. Foy bleibt zwar im Gedächtnis aber First Man ist eine One-Man-Show. Daher muss man Gosling schon ein bisschen mögen. Über seine schauspielerischen Fähigkeiten gibt es unterschiedliche Ansichten, dabei sind solche, die ihn gut finden.

Es ist ein guter Einfall von Chazelle während des Fluges die Raumkapsel mit der Kamera nicht verlassen. Die Enge wird deutlich, in der sich die drei Männer befinden. Das Publikum wird richtig durchgeschüttelt. Den sonst üblichen Blick von außen spart der Regisseur komplett aus. Keine Menschen mit Fahnen in den Händen und Tränen in den Augen. Stattdessen protestiert vor dem Start eine Bürgerrechtsbewegung gehen die weiße Vorherrschaft.

Wenn der grapschende Twitter-König den Film nicht patriotisch genug findet, weil ihm die Sternenbanner fehlen, ist das schon einmal ein gutes Zeichen. First Man ist ein spannendes Kinoerlebnis, dass so realistisch, wie das heute im Kino möglich ist, zeigt, wie es sich wohl angefühlt haben muss, wenn einem nur eine dünne Blechschicht vom Weltraum trennt. Eine Hohelied an die technische Leistung und den Wagemut, der dahinter steckt. Die Mondlandungsszene ist meisterhaft inszeniert. Sekunden vor der Landung zweifelt man fast noch am Erfolg der Mission. Wie sich die Familie dabei gefühlt haben muss, kann man nur erahnen.

Damien Chazelle | USA 2018 | 141 Min. | 4 out of 5 stars

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