Spider-man


Kurz vor Jahresende spuckt Hollywood noch ein paar Superheldenfilme aus. Das gehört eigentlich zur Routine. Irgendwo entsteht in einer Soundstage bereits der Nächste. Zu Weihnachten frei? Eher unwahrscheinlich aber es geht während des  Dreharbeiten sicher mindestens so spaßig zu, wie in den fertigen Filmen. Man kennst sich schließlich schon eine ganze Weile. Spiderman gehört da natürlich dazu. Irgendwie. Rechtemäßig ist das nicht so einfach aber Paul McCartney hält bekanntlich auch nicht die Rechte an seinen Beatles Songs. Die gehören Sony. Genauso wie Spider-Man. Zumindest Sony und Marvel haben sich arrangiert, damit alle etwas vom Kuchen haben. Nun also ein Animationsfilm, der bewusst abseits des Marvel Cinematic Universe (MCU) angesiedelt ist. Gute Idee, weil Spider-Man: A New Universe ist richtig gelungen und fügt dem Francise eine neue Facette hinzu

Wobei ganz ohne Außenseiterdasein und Spinnenbiss geht es nicht. Miles Morales, einer von Spider-Mans Fans, erleidet das gleiche Schicksal wie schon Peter Parker vor ihm. Der gerät auch arg in Bedrängnis und so sieht sich Miles gezwungen, nach und nach in seine neue Rolle hineinzuwachsen. Kingpin, der böse, ist auf Rache aus und versucht mittels Teilchenbeschleuniger eine Dimensionenkoppelung, um sich seine Familie zurückzuholen. Dabei saugt er gleich mehrere Spider-Men und Spider-Women in die Welt von Miles. Darunter ein Spider-Man Noir und ein Spider-Ham.

Die Story ist unterhaltsam und die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet. Nach Black Panther betritt mit Miles der zweite afroamerikanische Charakter die Bühne der Superhelden. Dazu ein obligatorischer Hip-Hop Soundtrack (The Notorious B.I.G.!). Der wahre Knaller ist aber die Animation. Es ist als hätte sich ein Comic auf der Leinwand aufgeschlagen. Man kann das Papier richtig spüren. Bildteiler und Textfelder spielen mit der typischen Ästhetik von Comics. Alles ist anders, als man es von Animationsfilmen gewohnt ist. Das Ganze ist ziemlich spektakulär und atemberaubend schön.

Nur für Kinder ab 6 Jahren , wie vom Verleih vorgegeben, ist der Film sicher nicht geeignet. Wohl eher ab 10 Jahren, wie in Österreich empfohlen. Das hohe Tempo und die anspruchsvolle visuelle Umsetzung führt, neben der für die Jüngsten verwirrenden Geschichte, selbst in 2D schnell zu einer Überforderung.

Marvel ist sicher nicht ganz undankbar darüber, dass es jetzt Paralleluniversen gibt, weil sich im MCU gerade ein paar Helden und mit ihnen die halbe Menschheit in Staub aufgelöst haben. Vielleicht zeigt dieser Spider-Man, zu einem Zeitpunkt, als kaum jemand geglaubt hätte, einen weiteren Film ertragen zu können, einen Blick in die Zukunft des Genres. Zumindest ist man einmal ein gewisses Risiko eingegangen, in dem man dem Regietrio freie Hand ließ. Hier kann jeder ein Superheld sein. Die Rechnung ist voll aufgegangen.

Bob Persichetti / Peter Ramsey / Rodney Rothman | OT: Spider-man: Into the Spider-Verse | USA 2018 | 117 Min. | 4 out of 5 stars

(c) Foto Sony Pictures

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