Die heimlichen Stars eines Disney Animationsfilmes sind zumeist putzige Tiere. Manch einer mag sich denken, den Kinosaal verwechselt zu haben. Diese Woche startete nämlich auch „Ferdinand“ von Blue Sky/Fox. Aber nein, wir sind schon richtig. Star Wars hat jetzt auch seine Tierchen, die Porgs. Auch sonst ist einiges anders, in Rian Johnsons „Star Wars: The Last Jedi“.
Nicht nur Filmfans werden dieser Tage mit Neuigkeiten zu Star Wars regelrecht überschwemmt. Die Maschinerie läuft auf Hochtouren. Die Euphorie ist groß. Die Presse spielt brav mit. Es scheint sich allerdings eine größere Divergenz zwischen den Meinungen der Kritiker und denen des Publikums anzubahnen. Die Saga ist ein Franchise mit Sonderstellung. Die Fangemeinde ist riesig und umfasst mehrere Generationen. Man braucht nur nächste Woche unter die Christbäume zu schauen. Klar, dass viele eine Meinung dazu haben.
Wie schon „The Force Awakens“, lebt auch der achte Teil der Serie von vergangenen Tagen. Die Chronologie der Geschichte erlaubt es, die Lieblinge der Fans neuerlich einen Teil des Abenteuers sein zu lassen. Nostalgie als zentrales Geschäftsmodell. Die Zeit ist aber auch im Star Wars Universum nicht stehen geblieben. So nimmt Luke Skywalker (Mark Hamill) die Rolle des Obi Wan Kenobi ein. Prinzessin Lea (Carrie Fisher) tritt ein letztes (?) Mal auf. Nur Meister Yoda (CGI) hat sich gut gehalten. In seinem Alter machen ein paar Jahre mehr oder weniger auch nichts aus. Das alles hat nach dem langersehnten Wiedersehen von vor zwei Jahren diesmal bereits eine geringere Effektwirkung. Also wäre es an der Zeit für Neues.
Die Geschichte ist eine Variation des immer gleichen Themas. Rebellen kämpfen gegen eine vermeintliche Übermacht, versuchen mit bescheidenen Mitteln irgendetwas Großes kaputt zu machen und die Hauptfiguren hadern damit, den Verführungen der dunklen Seite der Macht zu widerstehen. Am Ende stellt sich aber die die Frage, welche Fortschritte die Geschichte in den 152 Minuten getan hat. Rey (Daisy Ridley) hat sich nicht wirklich weiterentwickelt. Adam Driver als Kylo Ren ist weiterhin die eigenwilligste Besetzung der Filmgeschichte. Supreme Leader Snoke (Andy Serkis, wer sonst) wird für immer ein Mysterium bleiben. Ein Superbösewicht ohne Hintergrundgeschichte. Poe Dameronund (Oscar Isaak), Finn (John Boyega) und die anderen Kämpfer im Widerstand sind blosses Beiwerk neben dem Haupthandlungstrang, der aber nicht so recht vom Fleck kommen möchte.
Johnson erweitert das Star Wars Universum um zwei wesentliche Aspekte. Soviel Humor gab es noch nie. Manche Szenen erinnern gar an eine Star Wars Persiflage. Marvel scheint hier leider das Vorbild zu sein. Das hat vor allen Einfluss auf die Darstellung der dunklen Seite der Macht und nimmt ihr einiges an Schrecken und Ernsthaftigkeit. Darüber hinaus wird die Saga politisch. Auf dem Planeten Canto Bight lassen es sich die Waffenhändler in einem Casino gut gehen. Es sind die wahren Profiteure der Kriege der Sterne. Mit Star Wars hat das alles nichts zu tun.
Allerhand skurile neue Wesen hat man sich einfallen lassen, nicht nur die Porgs, sondern auch Füchse, die aus austro–chinesischen Glasscherben zu bestehen scheinen oder riesige Rennpferde mit Köpfen von Wüstenmäusen, elefantenähnliche Kühe und als Nonnen verkleidete Alien-Arbeiterinnen.
In Star Wars mussten die Menschen von je her wie die Fliegen ihre Leben lassen. Das Verhältnis zu Gewaltdetails war aber ein ambivalentes. Es gibt faktisch keine. Nicht einmal Verletzungen, außer sie dienen der Dramaturgie. Bei explodierenden Todessternen fällt das weniger auf als bei Säuberungsaktionen wie zu Beginn von „The Force Awakens“. Familientauglichkeit steht nicht erst unter Disney im Vordergrund. Ob eine derartige Verharmlosung von exzessiver Gewalt ein gangbarer Weg ist, muss ernsthaft hinterfragt werden.
Schnitt und Rythmus des Filmes sind gelinde gesagt uninspiriert. Einzig John Williams hat mit seinen 85 Jahren neuerlich einen grandiosen Soundtrack komponiert. Seine Musik ist das Herzstück von Nummer VIII.
Langweilig ist der Film deswegen noch lange nicht und bietet tolle visuelle Schauwerte. Star Wars ist aber eine Marke, die bestimmten Ansprüchen genüge tun und Erwartungen erfüllen muss. Gegen eine Weiterentwicklung ist nichts einzuwenden. Wenn das Ergebnis ein austauschbares, beliebiges Produkt ist aber schon.
Im Burg Kino Vienna gibt es die Möglichkeit den Film in der Originalfassung ohne Pause und ohne 3D zu genießen. Manchmal ist weniger mehr. Kann man eine Ermäßigung in Anspruch nehmen, bekommt man hier für den Preis eines 3D Tickets noch Popcorn und ein Getränk dazu. Allerdings wird davor kein Live Laserschwert Kampf geboten.
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Rian Johnson | USA 2017 | 152 Min.