Juli Filmstill

Carlos Acosta wurde 1973 in ärmlichen Verhältnissen in Havanna geboren. Getrieben durch den Ehrgeiz seines Vaters, der seine Tanzbegabung erkannt hatte und für ihn darin die einzige Chance sah, dem ewigen Kreislauf der Armut zu entkommen, wird Acosta einer der gefeiertsten Balletttänzer und Choreografen unserer Zeit.

Dabei war es für den kleinen Carlos (Debüt: Edilson Manuel Olbera Nunez) alles andere als ein Traum, Tänzer zu werden. Auch nicht, als die Chance besteht, in ein Internat aufgenommen zu werden und somit seinem gewalttätigen Vater zu entkommen. Regisseurin Ichar Bollaín (El Olivo – Der Olivenbaum, 2016) zeigt diese Verzweiflung, die dem Jungen inne wohnt, der auf Grund seiner sozialen Stellung ein Außenseiter ist. Bald erkennt Carlos aber, welche Bewunderung Tänzer auf der Bühne durch seine Mitschüler erfahren. Es ist der Beginn einer rasanten Karriere, die ihn, keine zwanzig Jahre alt, bis zum Royal Ballet in London führen wird. Als erster schwarzer Tänzer überhaupt.

Der junge Carlos Acosta fühlt sich einsam und verloren.

Von seinem Vater Pedro (Santiago Alfonso) wird Carlos Yuli genannt. Er ist liebevoll und jähzornig zugleich. Es ist ein ambivalentes Verhältnis zwischen Vater und Sohn. In prägenden Momenten, wie die der väterlichen Gewalt oder bedrückenden Erlebnissen im Internat in der Provinz fernab seiner Familie, bedient sich Bollaín eines dramaturgischen Kniffes. In fantastischen Choreografien von María Rovira tanzt Acosta selbst mit seiner Kompanie Szenen seines bewegten Lebens. Diese immer wieder eingestreuten Sequenzen voll Energie und Wut kommen ganz ohne Text aus und machen Yuli zu einem außergewöhnlichen Biopic.

Yuli
Der junge Carlos mit seinem Vater

Durch eine Verletzung ist der junge Acosta (Keyvin Martinez) gezwungen zu pausieren und das Fernweh zieht in zurück in die Heimat zu seiner Familie. Die weitere Karriere steht auf dem Spiel. Die Versuchung, versäumtes nachzuholen ist groß. Schafft es Carlos, sich von seinem Vater loszulösen, und sein eigenes Leben zu leben?

Yuli basiert auf Alberto Acostas Autobiografie No Way Home (2013). Die spektakulären Bilder stammen von Kameramann Alex Catalin und die Musik von Alberto Iglesias.

Juli
Der Film zeigt Carlos Acosta in wunderbaren Choreografien

Es ist die Geschichte von einem Tänzer, der nicht tanzen wollte. Der Tanz selbst spielt in der Erzählung eine ungewöhnlich große Rolle. Daher ist der Film nicht zuletzt für Tanzfans besonders sehenswert. Darüber hinaus gibt Yuli einen Einblick in eine Welt, die sonst immer über das Politische beschrieben wird. Hier aber erfährt man anhand eine Familiengeschichte viel über das Leben und die Perspektiven der Menschen auf Kuba. Aus der Sicht von Carlos Acosta, dem ersten schwarzen Romeo.

Icíar Bollaín | ES/UK/DE 2018 | 115 min |4 out of 5 stars

Foto © Polyfilm Filmverleih

Leave a Comment

Consent Management Platform von Real Cookie Banner