★★★★★
Mit Karla Sofia Gascón, Zoë Saldaña, Selena Gomez, Édgar Ramírez Regie Jacques Audiard
Ab 14 Länge 130 Min.
OSCAR KANDIDAT
Der französische Regisseur Jacques Audiard ging gemeinsam mit seinen drei großartigen Hauptdarstellerinnen Karla Sofia Gascón, Zoë Saldaña und Selena Gomez ein großes Risiko ein: In EMILIA PÉREZ verhandeln sie die Themen Transgender und Geschlechtsumwandlung genauso, wie die Kartellkriminalität und dem damit verbundenen Verschwinden zehntausender Menschen in Mexiko und verpacken es in ein Thriller-Musical. Das war so nicht zu erwarten. Nun treten sie einen Siegeszug um die Welt an und könnten sogar Filmgeschichte schreiben.
Kurzkritik
Im mexikanischen Kartellboss Manitas del Monte schlummern seit seiner Kindheit Gefühle, die der brutale Gangster tief in seinem Innersten verborgen hält. Nicht auszudenken, käme heraus, dass er lieber eine Frau wäre. Mit Hilfe der smarten Anwältin Rita Moro gelingt es ihm als Emilia ein neues Leben zu beginnen. Beide Male gespielt von Karla Safia Garscón, die in ihrer unglaublichen Wandlungsfähigkeit immer wieder den Kartellboss durchscheinen lässt und ihn im nächste Moment wieder vergessen macht.
Zoë Saldaña ist als Anwältin Rita Teil des Kartellsystems und von Gewissensbissen geplagt. Manitas Entscheidung verändert nicht nur ihr Leben, sondern auch das dessen Frau Jessi, gespielt von Selena Gomez, der Dritten im Bunde. Sie und die Kinder sind nicht in die Pläne Manitas eingeweiht.
Changing the body, changes society
changing society, changes the soul
changing the soul, changes society
changing society, changes it all.
Rita Moro in EMILIA PÉREZ.
Es sind eine Vielzahl an Themen, die hier verhandelt werden: die Frage nach der eigenen Identität, die Gewalt und Korruption in Mexiko und die damit verbundene enorm hohe Zahl an Vermissten im Land. Damit das alles in 130 Minuten passt, ist das Erzähltempo hoch. Ermöglicht wird das aber erst durch die zahlreichen Musiknummern, von denen nicht wenige ins Ohr gehen und die die Handlung vorantreiben. Manchmal schrammt Audiard haarscharf am Kitsch vorbei aber alles in allem ist das nichts, was man dem Film vorwerfen könnte (Man könnte anmerken, dass der Film in einer Soundstage in Frankreich gedreht wurde und ohne mexikanische Darstellerinnen auskommt und es wäre natürlich interessant, wie der Film in Mexiko aufgenommen wurde.).
Die grandiose Choreografie (nur ein Höhepunkt ist eine Szene, in der Schnellfeuerwaffen im Rhythmus zusammengebaut werden) stammt von Damien Jalet, der sich mit Musikvideos von Madonna einen Namen gemacht hat und auch für die Choreografie von Luca Guardagninos SUSPIRIA verantwortlich zeichnet.
EMILIA PÉREZ wurde in Cannes ausgezeichnet, räumte beim Europäischen Filmpreis ab und ist für 10 Golden Globes nominiert. Es könnte der nicht englischsprachige Film mit den meisten Oscar Nominierungen aller Zeiten werden. Was wäre, wenn wenige Wochen, nachdem Donald Trump seine zweite Amtszeit angetreten hat, mit Karla Safia Garscón erstmalig eine Transgender Frau als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet werden würde? Ist Hollywood soweit? Was hätte das für Folgen? Nicht nur deshalb ist EMILIA PÉREZ der Film der Stunde.
EMILIA PÉREZ, Frankreich 2024
Musical, Thriller Ab 14 Länge 130 Min.
Regie und Drehbuch Jacques Audiard Kamera Paul Guilhaume Schnitt Juliette Welfling
Musik Camille, Clément Ducol Mit Karla Sofia Gascón, Zoë Saldaña, Selena Gomez, Édgar Ramírez
EMILIA PÉREZ ist ab 12 Jahren freigegeben. Da bei THE REEL THERAPIST ein besonderes Augenmerk darauf gelegt wird, welche Filme für ein jüngeres Publikum geeignet sind, werden offizielle Freigaben immer wieder noch oben oder unten korrigiert. Dieser Film ist selbst für Kinder, die schon einiges gesehen haben und ihre Erfahrungen im Kino sammeln konnten, aufgrund der Komplexität der angesprochenen Themen und der Brutalität nicht ab 12 Jahren geeignet. Daher die Empfehlung ab 14 Jahren.
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