Neruda

Oscar Peluchoneau (Gael Garcia Bernal) ist ein junger, gewissenhafter Inspektor. Es ist das Jahr 1948 in Chile, in dem es zum Bruch der Kommunisten mit dem faschistischen Präsidenten González kommt und der Kalte Krieg seine Hände auch nach dem südamerikanischen Land ausstreckt. Dichter und Senator Pablo Neruda (Luis Gnecco) lehnt sich gegen die Regierung auf und wird folglich zum Staatsfeind erklärt. Nachdem er mit seiner Frau Delia (Mercedes Morán) untergetaucht war, wird Peluchoneau mit seiner Festnahme beauftragt. NERUDA ist die Geschichte dieser Flucht, die zu einem humorvollen Katz-und Maus-Spiel zwischen Jäger und Gejagten wird.

Neruda ist seinem Verfolger immer einen Schritt voraus. Bald findet er gefallen an dem jungen Mann, hinterlässt ihm Nachrichten. Einmal schreibt er, daß er es war, der ihn erst geschaffen hätte. Der Film spielt mit dieser Aussage und lässt offen, ob es sich bei der Person des Inspektors um eine Erfindung Nerudas handelt. Genauso kann sich das Publikum eine eigene Meinung darüber bilden, wer von den beiden nun der eigentliche Protagonist ist. NERUDA handelt auch von der Beziehung zwischen den beiden und der Sehnsucht nach Poesie, die in Peluchoneau geweckt wird. Dichter, Politiker, Frauenheld. Einer Faszination kann sich auch der Inspektor nicht erwehren.

NERUDA ist kein typisches Biopic. Larraín schafft einen Genremix, in dem er biographische Elemente mit einer Detektivgeschichte im Stil des Film noir verbindet und sich dabei in ironischer Weise der Bildästhetik der 1940 Jahre bedient. Trotz des bekannten Ausgangs hält der Film die Spannung bis zum Schluss. Dem Regisseur gelingt das Kunststück, neben JACKIE innerhalb eines Jahres eine zweite hochgelobte Arbeit ins Kino zu bringen.

Um eine weitere, allerdings fiktive Episode aus Nerudas Leben im italienischen Exil geht es in IL POSTINO (Der Postmann, Michael Radford, 1994), der vor kurzem auf Bluray erschienen ist. Die Geschichte über eine berührend poetische Freundschaft zwischen Neruda (Philippe Noiret) und einem Postmann, gespielt vom totkranken Massimo Troisi, ist ein herzzerreißendes Filmjuwel, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Pablo Larraín  CHL/ARG/F/E 2016 107 Min

 

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