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Die Realverfilmung des Disney Klassiker aus dem Jahr 1991 ist ab 16 Jahren freigegeben – in Russland – aber dazu später.

1991 schrieben die Disney Studios aus mehreren Gründen Filmgeschichte und da ist bei einer Neuverfilmung erst recht Skepsis angebracht. Nicht nur, dass der Film ein großer finanzieller Erfolg war, die Musik von Alan Menken bis heute unvergesslich und die Ballsaalszene ein Meilenstein der 3D Animation ist, der Grundstein für folgende Animationsfilme war gelegt, brachte der 30. abendfüllende Animationsfilm dem Studio bei den Oscars in der Kategorie „Bester Film“ eine Nominierung ein (damals beinhaltete die Liste lediglich fünf Nominierte). Belle war anders als die anderen Disney Schönheiten. Klug und dickköpfig lehnte sie sich gegen die dörflichen Strukturen auf und wollte vor allem die Erwartungen der männlichen Bewohner so gar nicht erfüllen. Eine frühe Feministin. Die Frage nach dem Warum der Neuverfilmung erübrigt sich aber lohnt sich ein Kinobesuch?

Bei Disney ist man sich des Potenzials der eigenen Vergangenheit natürlich bewusst. Demensprechend nahe ist der aktuelle Film am „Original“: Gesangsnummern („Sei hier Gast“ ist fulminant choreographiert), Dialoge Passagen und Kostüme bleiben nahezu unverändert. Allerdings dauert die Realverfilmung gut 45 Minuten länger und um diese Zeit auszufüllen, haben sie sich durchaus etwas einfallen lassen. Nicht nur neue Musiknummern. Gerade in diesen Sequenzen beschreitet der Konzern neue Wege und wird politisch.

Sowohl der Charakter der Belle (Emma Watson), als auch ihre Beziehung zum Biest (Dan Stevens, angeblich) bekommen mehr Raum und somit mehr Tiefe. Sie stellen das Bildungsbürgertum dar, vom Rest belächelt und gefürchtet. Gaston (Luke Evans) hetzt den Mob zuerst gegen Belles Vater (Kevin Kline) und folglich gegen das Biest auf. Xenophobie und Rassismus sind schnell geweckt. Thematiken, derer sich Disney bereits in ZOOTOPIA angenommen hat. Länder wie Russland und Malaysia stößt aber etwas ganz anderes sauer auf. Die Rolle von Gastons Handlanger Lefou (Josh Gad) trägt homosexuelle Züge – und nicht nur der aber das scheint noch nicht aufgefallen zu sein. Dies gipfelt in der finalen Tanzszene, in der für keine 3 Sekunden Lefou mit einem Mann das Tanzbein schwingt. Die potentielle Empörung muss dem Konzern im Vorfeld bewusst gewesen sein. Die Szenen umzuschneiden wird jedenfalls kategorisch ausgeschlossen.

Wer den Zeichentrickfilm liebt, wird auch jetzt im Kino in dieser düsteren Version gut unterhalten. Im Gegensatz zu CINDERELLA (2015) bleibt etwas vom Zauber des Vorbildes erhalten. Dies ist zu einem großen Teil Emma Watson zu verdanken. Die Rolle scheint ihr auf den Leib geschrieben. Dass sich die Darsteller, wie in diesem Genre üblich, in animierten Bilderwelten bewegen, muss man nicht mögen. Die schon in CINDERELLA entfesselt Kamera ist bei HERR DER RINGE und Co. besser aufgehoben, entfernt man sich dadurch nur unnötig von den Charakteren. Die Geschichte selbst ist stark genug und benötigt keine Effekthascherei. In Österreich auch schon für Menschen ab sechs Jahren geeignet.

Bill Condon USA 2017 130 Min.

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