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London 1940. Die Kriegsmaschinerie läuft auf Hochtouren. Es werden Waffen produziert, Munition aber auch Kinofilme. Das Ministerium für Information gibt Filme in Auftrag, um die Moral zu stärken und um Kriegsmüdigkeit erst gar nicht aufkommen zu lassen. Drehbuchautor Tom Buckley (Sam Claflin) wird auf Catrin Cole (Gemma Arterton) aufmerksam und das Ministerium bietet ihr einen Job als Drehbuchautorin an. Da ihr Mann, der Maler Ellis Cole (Jack Huston), nicht für sie sorgen kann, nimmt sie das Angebot an.

Auf der Suche nach einer wahren heldenhaften Geschichte, wird das Ministerium auf Zwillingsschwestern aufmerksam, die mit einem Fischkutter Soldaten vor Dünkirchen gerettet haben sollen. Bei Catrins Recherche stellt sich die Geschichte als unwahr heraus, was sie verschweigt und so beginnt man mit der Filmproduktion.

Lone Scherfigs romantische Tragikkomödie ist durch und durch nostalgisch und gäbe es gegen Ende nicht noch eine Wende, wäre der Film allzu vorhersehbar. Die Balance zwischen den verschiedene Genres gelingt gut, die permanente Gefahr von Bombenangriffen ist den ganzen Film über allgegenwärtig. Durch die Aufarbeitung von Geschlechterrollen der damaligen Zeit und herausragenden schauspielerischen Leistungen, lohnt ein näherer Blick. Bill Nighy, als alternder, von der Popularität längst vergangener Tage zehrender Schauspielstar Ambrose Hilliard, bleibt durch seine gewohnte Ausdrucksstärke in Erinnerung und verschafft dem Film zahlreiche komische Momente. Arterton brilliert in der Darstellung Catrins im Kampf gegen Bevormundung und Geringschätzung, in der Arbeit, wie in den eigenen vier Wänden. Das Leben macht es ihr nicht leicht. Der Moment des größten Glücks dauert dann nur einen leidenschaftlichen Filmkuss lang. Sam Claflin ist ein wunderbarer Partner für Arterton.

Die Bedeutung des Mediums Film als Propagandainstrument entgeht auch Winston Churchill nicht. Der beauftragt seinen Minister (Jeremy Irons), eine Rolle für einen US-amerikanischen Schauspieler einzubauen. Nicht nur, um den dortigen Markt zu bedienen, sondern als Aufforderung, die da drüben sollen sich doch endlich Richtung Europa in Bewegung setzten. Wenige Monate vor dem Angriff auf Pearl Harbour gab es hinsichtlich dessen nämlich noch keine Anzeichen.

Aufgrund verschobener Starttermine läuft nun THEIR FINEST bei uns an, kurz bevor Christopher Nolans „Dunkirk“ in die Kinos kommt. Scherfig thematisiert die Ereignisse um die Schlacht von Dünkirchen als Film im Film Kriegspropaganda, während Nolan die Schlacht als Actionspektakel inszeniert. Bleibt abzuwarten, auf welche Art und Weise in „Dunkirk“ mit Geschichte umgegangen wird und ob die spektakuläre Rettungsaktion heute, in Zeiten verhärteter Fronten, neuerlich als Propaganda herhalten muss.

THEIR FINEST Ihre beste Stunde – Drehbuch einer Heldin Lone Scherfig 2016

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