WONDER WOMAN

Das Licht geht aus. Der Film beginnt. Mein Sitznachbar schaut auf sein Ticket. Irgendwas mit „Pirates“ steht da drauf. Dies ist aber nicht die Geschichte von Jack, sondern der von Zeus erschaffenen Diana. Von der Kritik wurde Wonder Woman größtenteils abgefeiert und schon nach wenigen Tagen mit einem Einspielergebnis bedacht, das Produzentenherzen höher schlagen läßt. Was ist dran an der Frauenpower vor und hinter der Kamera? Der erst zweite Spielfilm von Patty Jenkins nach Monster (2003, Oscar für Charlize Theron) darf, vor allem gemessen an anderen Superheldenfilmen, durchaus als geglückt bezeichnet werden und mag über weite Strecken gut zu unterhalten, auch wenn er im Verlauf unnötigerweise Anleihen bei der Konkurrenz nimmt.

Die Begegnung von Amazonen und Weltkriegs-Pilot zu Beginn hätte leicht peinlich werden können. Jenkins gelingt es aber, das auf humorvolle Weise zu verhindern. Die Chemie zwischen Gal Gadot und Chris Pine stimmt. Beide spielen überzeugend, wie auch noch die kleinsten Rollen exzellent besetzt sind. Die Rolle von Gal Gadot ist Gegenstand einer Sexismusdebatte, was ansich schon sexistisch ist. Aber das ist eine andere Geschichte. Gardot trägt den überlangen Film auf eine graziöse und charmante Art. Man muss sie einfach mögen.

Wonder Woman und die Männerrunde

Die „überraschende Wendung“ in WONDER WOMAN ist aber leider missglückt, folgt sie doch den Gesetzen des Fernsehkrimis. Der Böse ist immer der … Da muss man erst gar kein Experte auf dem Gebiet sein.

Die Überlänge. Bei Rapid gibt es bekanntlich die Rapid-Viertelstunde. In SuperheldInnen Filmen gibt es etwas ähnliches, nennen wir sie die Marvel-Viertelstunde. Sie dauert in Wahrheit etwas länger und mündet in diesem Fall in ein langweiliges flammendes Inferno. Nach gut 100 Minuten wird man so auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Bis dahin bietet WONDER WOMAN beste Unterhaltung, ist witzig und spannend zugleich. Leider dauert der Film dann noch 40 Minuten.

DC Extended Universe (Warner Bros), Marvel Cinematic Universe (Disney) und Dark Universe (Universal): Wenn man sich darauf noch einläßt, muss man entweder ein Filmnerd sein oder/und sich in einer ewigen Pubertät befinden. Es ist ein Wettlauf um Starttermine und Marktanteile. Ähnlich der Supermarktfilialen, die nur aus strategischen Gründen existieren, um die Konkurrenz in Schach zu halten und zu verhindern, das eine andere deren Platz einnimmt.

WONDER WOMAN wird sich unter die erfolgreichsten Filme aller Zeiten einreihen, als erste Produktion, bei der eine Frau Regie geführt hat. Warner Bros gewinnt damit, nach ein paar unglücklichen Versuchen sein DC Extended Universe zu etablieren, einiges an Aufwind.

Mein Sitznachbar hat dann schnell den Saal gewechselt. Schlechte Wahl. Er hätte dem Wink des Schicksals folgen sollen, dass ihm im sonst vollen Kinosaal genau den richtigen Platz freigehalten hatte. Gut, daran bin ich nicht ganz unschuldig.

Gibts ein Fazit? Gal Gadot IST Wonder Woman und Chis Pine „beyond average“. Kann man sich anschauen. Wunder darf man aber keine erwarten.

WONDER WOMAN | Patty Jenkins | USA 2017 | 149 MIN.


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