Aladdin

Zugegeben, nicht allein der Nachwuchs ist der Grund für den Kinobesuch. Man möchte dann doch mitreden können, selbst wenn die Vorbehalte schon im Vorfeld das Kinovergnügen trüben. Soviel sei an dieser Stelle verraten: der Achtjährigen hast es gefallen. Prinzessin, Prinz und schöne Kostüme. So schwer war das nun auch nicht. Aber Brot und Spiele sind noch nicht alles. Aladdin hat als fünfter Film in diesem Jahr die Milliarde am Boxoffice geknackt. Es ist der Fünfte mit Disney-Beteiligung. Die Maschine läuft und läuft und läuft und verläuft sich.

Kurzkritik

Das 31. Zeichentrickabenteuer der sogenannten „Walt Disney Meisterwerke“-Reihe war Aladdin im Jahr 1992. Es war der Moment, in dem Disney sozusagen erwachsen wurde. Ein temporeiches Gagfeuerwerk mit zahlreichen Anspielungen, die sich überwiegend einem älteren Publikum erschlossen. Herzstück war der Dschinni, im Original gesprochen von Robin Williams. Ein Genuss.

Im nunmehrigen Live-Action Remake wurden nur geringfügige Veränderungen an der Geschichte vorgenommen, obwohl Aladdin 2019 gut 40 Minuten länger dauert. Von einer rasanten und kompakten Erzählung hat man sich also weit entfernt. Bei Die Schöne und das Biest (2017) ist das noch gut gegangen. Guy Ritchies Version verkommt aber zu einer Ausstattungsorgie ohne Höhepunkte und Charakteren, die bestenfalls gut aussehen möchten. Haben die Musiknummern schon 1992 keine große Rolle mehr gespielt, wirken sie heute allesamt fehl am Platz. Aber wenn man die Rechte an der Musik schon hat, warum sie nicht neuerlich nutzen.

Die Mischung aus Realfilm und Computeranimation läßt jeglichen Zauber vermissen. Aladdin wirkt wie ein TV-Film für das Sonntag Nachmittag Programm – mit dem Budget eines Blockbusters. Trotz all der Opulenz fehlt es an jeglichem Charme. Auf bekannte Gesichter hat man zugunsten der ethnischen Korrektheit (wie im Original orientierte man sich weniger an der arabischen als an der indischen Kultur) bis auf Will Smith als Dschinni verzichtet. Seine Witze verpuffen in der Luft wie sein Unterkörper. Nein, lustig war das nicht, findet auch das junge Zielpublikum. Ständig stellt man sich die Frage nach dem Warum. Die Antwort darauf ist schnell gefunden. Sie findet sich in den Kinokassen. Disney kratzt am eigenen Image. Das wird nicht ewig gut gehen.

ALADDIN | GUY RITCHIE | USA 2019 | 129 Min. | 2 out of 5 stars


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Foto: Walt Disney Pictures

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