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Filme, die im Jänner eines jeden Jahres beim Sundance Film Festival Premiere feiern, teilen meist ein Schicksal. Viele Filme mausern sich im Laufe des Jahres vom Geheimtipp zum Publikumsliebling. Allerdings bleibt ihnen nicht selten eine zeitnahe Veröffentlichung verwehrt. Gerade im vergangen Jahr ist das eine völlig unverständliche Vermarktungsstrategie. Die romantische Komödie Palm Springs von Max Barbakow (Ein weiteres Debüt in diesem Jahr) trifft dies mit voller Härte. Als Folge haben diese Filme bis zur offiziellen Veröffentlichung schon viele illegal im Netz gesehen. Was immer da im Hintergrund verhandelt wird, letzten Endes schadet es den Filmen. Dabei trägt Palm Springs gerade jetzt zu einer dringend nötigen Erheiterung bei.

Sarah: „I want tomorrow to be tomorrow.“

Nyles: „Unfortunately that’s never gonna be happen.

Sarah kann sich mit ihrem neuen Leben nicht so richtig anfreunden.

Darum geht es

Nyles (Andy Samberg) wacht am Hochzeitstag von Tala (Camilla Mendes) und Abe (Tyler Hoechlin) an der Seite seiner Freundin Misty (Meredith Hagner) auf. Als Talas Schwester Sarah (Cristin Milioti) auf der Hochzeit eine Rede halten soll, springt Nyles (auffällig unpassend mit einem Hawaiihemd und kurzen Hosen bekleidet) für sie ein, da sie sich bereits betrunken hatte. Das bringt die beiden einander an diesem Abend näher. Nyles weiß, dass Misty ihn betrügt. Sarah und Nyles fahren hinaus in die Natur um sich von Gefühlen überwältig einander hinzugeben, als Nyles plötzlich von einem Pfeil getroffen und von einem Mann namens Roy (J. K. Simmons) verfolgt wird. Sarah scheint ihn nicht zu kümmern und sie ist äußerst verstört hinsichtlich der seltsamen Situation. Nyles flüchtet in eine glühende Höhle und Sarah folgt ihm nach.

Im nächsten Moment wacht Nyles neuerlich am Tag der Hochzeit neben seiner Freundin Misty auf. Als er sich später im Pool treiben lässt, stürmt Sarah plötzlich wütend auf ihn zu. Die beiden sind in einer Zeitschleife gefangen, in der sich der Tag der Hochzeit immer und immer wieder wiederholt.

Auch in der romantischsten Beziehung kann es zu kleineren Krisen kommen.

Kommentar

Endlich! Palm Springs ist ein Film der gut unterhält und so richtig Spaß macht. Mit dieser Rom-Com erfüllen Max Barbakow und Drehbuchautor Andy Siara den Zeitschleifenfilm mit neuem Leben. Selbst der Vergleich mit großen Vorbildern wie Und täglich grüßt das Murmeltier (Harold Rami, 1993) muss nicht gescheut werden.

Zu Beginn weiß man nicht so recht, wie man das Gesehene einordnen soll. Nach etwa einer viertel Stunde offenbart sich uns die Prämisse der Handlung – die alleine hier gespoilert werden muss und mehr auch schon nicht – und Palm Springs nimmt ordentlich an Fahrt auf. Die Handlung schlägt Haken wie ein Feldhase. Jeder Tag bringt eine neue Wendung und selbst rückblickend muss man lachen, da gerade der Beginn plötzlich unter einem völlig neuen Licht betrachtet werden kann.

Irgendwie schafft es der Film, dass wir mir Sarah und Nyles mitfiebern, als wäre das, was die Beiden gerade durchmachen, das Natürlichste auf der Welt. Es ist einer jener Filme, bei denen man wahrhaftig spürt, dass die Darsteller einen riesen Spaß bei der Arbeit hatten, der sich auf das Publikum überträgt. Cristin Milioti und Andy Samberg geben ein wunderbares Paar ab, bei dem die Chemie einfach stimmt.

Palm Springs unterscheidet sich insofern von anderen Zeitschleifenfilmen, als dass die Protagonisten kein Ziel verfolgen, um sich etwa einen Vorteil aus der Situation zu verschaffen. Einerseits ist es tödliche Langeweile, die sich breit macht und dann wiederum wird mit allen Mittel versucht, der Unendlichkeit zu entkommen. Natürlich entwickelte sich eine der romantischsten Geschichten der letzten Zeit erst durch die zahlreichen Wiederholungen. Sarah fühlt sich von Nyles‘ Nihilismus angezogen. Er hat bereits alles probiert, um aus der Zeitschleife zu entkommen und sich mit seiner Situation abgefunden. So lange steckt er schon in diesem Tag fest, dass er nicht mehr weiß, welchen Beruf er einst hatte und jedes auch noch so kleine Detail dieses Tages bereits in und Auswendig kennt. Dass die Beiden, mittlerweile Anfang 30, gewissermaßen schon viel früher in ihrem Leben steckengeblieben sind und spätpubertäre Verhaltensweisen an den Tag legen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Im Englischen ist Bill Murrays Groundhog Day zum Synonym für sich im Leben immer wieder wiederholende Banalitäten geworden. Ob der Film mit einer reinen Onlineauswertung einen ähnlichen Kultstatus erreichen kann, wird die Zeit weisen. Palm Springs ist vermutlich der komischste Film des vergangenen Jahres und hat das Zeug zum Lieblingsfilm.

PALM SPRINGS | MAX BARBAKOW | USA 2020 | 90 MIN. | 4.5 out of 5 stars


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