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Mit nur 9 Filmen in 40 Jahren hat sich James Cameron den Ruf erarbeitet, mit Produktionen, die technisch immer auf der Höhe der Zeit waren, das Publikum immer aufs Neue in Staunen zu versetzen. Er machte Arnold Schwarzenegger mit Terminator zum Weltstar. Bereits in den späten 1980ern setzte Cameron in The Abyss die Morphing-Technik ein. Als James Bond in einer Krise steckte, schuf er mit True Lies in den 1990ern den besseren Agentenfilm. In Titanic machte er sich digitale Effekte zu nutze, ohne dass sie tatsächlich sichtbar waren. Es wurde der erfolgreichste Film aller Zeiten. In Avatar schuf er vor 13 Jahren nie gesehene digitale Bildwelten. Cameron ist einer, der sich selbst immer auf Neue übertrumpft. Gelingt ihm dies mit Avatar: The Way Of Water nun neuerlich?

Darum geht es

Mehr als eine Dekade nach der Invasion der Erdbewohner auf Pandora, schließt die Handlung an Teil 1 an. Jake Sully (Sam Worthington) lebt mit Neytiri (Zoe Saldaña) mit dem Volk der Omaticaya. Zu ihrer Familie gehören die Söhne Neteyam (James Flatters) und Lo’ak (Britain Dalton), ihre Tochter Tuk (Trinity Jo-Li Bliss), die Adoptivtochter Kiri (Tochter von Grace Augustine, beide Sigourney Weaver) und der Menschenjunge Spider (Sohn von Antagonist Colonel Miles Quaritch, Stephen Lang).

Als die Menschen auf Pandora zurückkehren, haben sie Na’vi Avatare mit dabei, denen die Erinnerung von gefallenen Soldaten eingepflanzt wurden. Jake startet einen Sabotageangriff. Dabei bringt er seine ganze Familie in Gefahr und sie fliehen zum Volk der Metkayina, die ein Riff bewohnen und in enger Symbiose mit dem Meer und dessen Bewohner leben. Kulturelle Unterschiede führen immer wieder zu Spannungen.

Unter den Menschen befindet sich ein Avatar mit den Erinnerungen von Colonel Miles Quaritch. Er sehnt sich nach Rache an Jake und macht sich daran, ihn auf Pandora aufzuspüren. Bald sind die friedlichen Meeresbewohner in Gefahr.

Die Unterwasserwelten sind das Herzstück von Avatar: The Way Of Water (© 2022 20th Century Studio).

Kommentar

In den vergangenen Jahrzehnten gab es für mich vor allem zwei prägende Filmerfahrungen im Blockbusterkino: Titanic 1997 und Avatar 2009. Die Maschinenräume des Ersteren rumorten noch lange in meinem Kopf. James Cameron verband Herzschmerz mit technischer Perfektion. Das Jahrhundertschiff sollte ihn noch viele Jahre beschäftigen. Zahlreiche Forschungsreisen folgten, dann auch Dokumentationen. Um seine nächste Vision zu verwirklichen musste er nämlich noch einige Jahre warten. Auf dem Höhepunkt der 3D Technik zeigte Cameron am Ende der Nullerjahre eine nie dagewesene Bilderwelt und erschuf Pandora, seine Vorstellung von einem perfekten Planeten, auf dem die Bewohner mit der Natur in Einklang leben, bis sie von den Menschen gestört werden, die den Planeten ausbeuten wollen.

The way of water has no beginning and no end.

Avatar: The Way Of Water (2022)

In den folgenden Jahren hat sich James Cameron ganz dem Projekt Avatar verschrieben und wie es aussieht hat er das auch noch viele Jahre vor. Die Ankündigung der Fortsetzung wurde zum Running Gag. Immer wieder kam es zu Verschiebungen und das seit mehr als 5 Jahren. Gerade als die Maschinen der Filmindustrie wieder volle Fahrt aufgenommen hatten, war es dann soweit. Das Herzstück der 192 Minuten langen Fortsetzung sind die Unterwasserwelten. Es ist gerade die Stunde in der Mitte, in der das Special-Effects-Department (und man muss es an dieser Stelle deutlich sagen: Für Avatar gehört jenen alle Anerkennung, die im Hintergrund an der Umsetzung gearbeitet haben) über sich hinauswächst.

Licht, Oberflächen und das Wasser sehen sensationell aus. Hyperreaslistisch ist das aber nur zum Teil. Pandora wirkt mitunter wie eine Welt aus Plastikspielzeug. Stephen Spielberg hatte schon in Jurassic Park die Schwierigkeit die Täuschung von der Schwere seiner Dinosaurier zu erzeugen. Dieses Problem gibt es zumindest zum Teil immer noch. Gar nicht unseren Sehgewohnheiten entspricht der allgemeine Look des Films. Cameron wagte sich neuerlich an das 48fps Verfahren (also die doppelte Bildfrequenz pro Sekunde). Bereits Peter Jackson tat dies mit seinem Hobbit und war mäßig erfolgreich. Die enorme Schärfe der Bilder ist gewöhnungsbedürftig. Jeglicher filmische Flair geht so verloren. Die Optik erinnert fast an früherer TV Filme, in denen immer alles gestochen scharf war (wenn auch natürlich bei weitem nicht in dieser Qualität). Gut möglich, dass sich unsere Augen daran gewöhnen. Das hat schon beim katastrophalen Fernsehsignal für unsere hochauflösenden Flachbildschirme mehr schlecht als recht funktioniert. Die Perfektion geht hier auf Kosten der Emotion.

Schon Teil 1 war ein Meilenstein der 3D-Technik, Cameron einer der wenigen, die wissen, wie man die Technik richtig einsetzt. Dem war aber schon damals nichts hinzuzufügen. Bei Avatar: Way Of The Water hat 3D keinen Mehrwert mehr. Die Brille von Dolby ist ein Ärgernis: unbequem und die Sicht einschränkend. Das Problem, dass die Brille die Projektion abdunkelt, hat man immer noch nicht im Griff. Anstrengend ist es über mehr als 3 Stunden außerdem. Jetzt fast ausschließlich 3D-Vorstellungen anzubieten und dem Publikum nicht einmal die Wahl zu lassen, ist unverschämt. Sowohl hinsichtlich des Kartenpreises, als vor allem auch gegenüber Menschen, die mit 3D gesundheitlich nicht zurecht kommen.

Während des Sprungs des Tulkun in der Abendsonne im Nachspann hat ein Großteil des Publikums den Saal bereits verlassen. © 2022 20th Century Studios.

Die meiste Kritik trifft wohl das Drehbuch (obwohl der Film gerade von führenden US-KritikerInnen euphorisch begrüßt wurde. Allgemein ist die Stimmung aber dann doch gedämpfter). Große Dialoge durfte man ohnehin nicht erwarten. Charakterentwicklungen Fehlanzeige. Es gibt allerhand Ungereimtheiten. Es war nie meine Art auf Fehlersuche zu gehen und die dann euphorisch zu vertweeten. Aber bei einem richtig guten Film sollte das nicht passieren.

Ist Avatar 2 nun sehenswert? Ein eingeschränktes Ja hierfür. Wir müssen schon tief in die Geldbörse greifen. Es wird kolportiert, dass der Film mindestens 2 Milliarden US-Dollar einspielen muss, damit er sich rechnet (was gleichzeitig bedeutet, dass er einer der erfolgreichsten Filme überhaupt werden muss). Vermutlich wird es auch ein Testlauf dafür sein, was die Kinofans bereits sind für eine Karte auszugeben. Gerade im Blockbustersegment wird nicht mit Spiellängen und allerhand anderen Features für Zulagen gegeizt.

James Cameron ist es neuerlich gelungen, dass wir in die Welt von Pandora buchstäblich eintauchen können. Das ist eine wunderbare Erfahrung, die man wenn auf jeden Fall im Kino erleben sollte. Der finale Akt ist eine Mischung aus Titanic und Aliens, wie überhaupt sehr viele Sequenzen an etwas erinnern, dass wir schon einmal irgendwo gesehen haben. Trotzdem ein solides actiongeladenes (vorläufiges) Ende. Davor zwei Stunden mit imposanten und rasanten Aufnahmen. Geheimnisse gibt es auf diesem Planeten aber nicht zu entdecken. Dafür hat die Fantasie (oder das Geld?) dann doch nicht ausgereicht. Der Wow-Effekt von 2009 wiederholt sich nur bedingt. Ein Spektakel allemal.

AVATAR: THE WAY OF WATER
Actionfilm, USA 2022

Regie James Cameron
Drehbuch James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver
Kamera Russel Carpenter
Schnitt Stephen E. Rivkin, David Brenner, John Refoua, James Cameron
Musik Simon Franglen
Mit Sam Worthington, Sigourney Weaver, Zoe Saldaña, Stephen Lang, Kate Winslet
Länge 192 Min.
Im Kino (folglich Disney+)


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