Der erste offizielle Film über den Eurovision Song Contest stammt also aus den USA. Die Idee dazu hatte Will Ferrell, inspiriert von einen in Schweden hautnah erlebten Sieg, schon mehrere Jahre in der Schublade liegen. Im Vorfeld des letzten Song Contest in Lissabon 2019 fanden dann die Dreharbeiten statt. Nicht nur Fans des ESC sind hier richtig. Für sie ist wohl ein Sing-A-Long mit zahlreichen ehemaligen TeilnehmerInnen und GewinnerInnen, darunter Conchita Wurst, der Höhepunkt dieser Liebeskomödie. Darüber hinaus muss man noch mit dem eigenwilligen Humor von Ferrell klarkommen.
Darum geht es
Wenn man in Island solange nach Norden fährt, bis man ins Wasser fällt, ist man im Fischerdorf Húsavík angekommen. Hier träumt der Sänger Lars Erickson (Will Ferrell) davon, eines Tages den Eurovision Song Contest zu gewinnen. Mit seiner Kindheitsfreundin Sigrit Ericksdottir (Rachel McAdams) formiert er zu diesem Zweck gemeinsam die Band Fire Saga. Zu mehr als wöchentlichen Auftritten in der Dorfkneipe reicht es jedoch nicht. Bis das isländische Fernsehen aus Formalgründen einen 12. Teilnehmer für die Vorentscheidung für den ESC in Edinburgh benötigt und per Zufall Fire Saga als Kandidaten auswählt. Obwohl der Sieg einer anderen Kandidatin so gut wie sicher ist – soviel sei hier verraten – fahren Lars und Sigirt nach Edinburgh. Dort tauchen sie ein in die Welt des ESC und die Dinge nehmen ihren Lauf, bis im Halbfinale einiges aus dem Ruder gerät und sich die Wege der Beiden vorerst trennen.
Kommentar
ESC:TSOFS hat eine Menge komischer Momente. Allein das aus dem Trailer bekannte fiktive Musikvideo Volcano Man zu Beginn ist großartig. Bei allen Albernheiten aus der Feder von Will Ferrell haben wir es hier mit einer Liebeserklärung an den ESC zu tun. Lars und Sigrit brennen für die Musik. Trotz Skurrilität so mancher Musikbeiträge, geht es hier nicht darum den Bewerb lächerlich zu machen. Kein Wunder, handelt es sich um eine offizielle Koproduktion der Europäischen Rundfunkunion (EBU), die den Bewerb alljährlich ausrichtet und deren nationale Mitglieder die Beiträge auswählen. Die Buntheit des Bewerbs spürt man in jeder Szene. Die kräftigen Farben geben ordentlich was her. Bei der Laufzeit ist man leider deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Mehr als 2 Stunden sind für eine Komödie gewagt. Dabei ist die Story nicht gerade komplex. ESC:TSOFS kann das Niveau nicht über die volle Länge halten. Es besteht der Verdacht, dass die EBU bei diesem Lizenzprodukt die Finger im Spiel hatte und darum gar viel Zeit mit Qualifikation und Bewerb aufgewendet wurde um vielleicht im Song Contest freien Jahr die Fans etwas zu entschädigen. Die Story um Lars und Sigrit verknüpft mit dem Monstrum ESC ist zuviel. Das zeichnet sich bereits im Titel ab. So bekommt man auch hier die Überlänge zu spüren, für die der Bewerb schon lange berüchtigt ist. Ein unterhaltsamer Filmabend ist allemal garantiert.
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DAVID DOBKIN | USA 2020 | 123 MIN. |
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