Geliebte_Koechin

Mit Juliette Binoche, Benoît Magimel Regie Tran Anh Hung
Ab 12 Länge 135 Min.


„If you can eat it, it’s no art.“ hat Fran Lebowitz einmal geschrieben. Auch wenn der Satz von dem ihr typischen sarkastischen Unterton begleitet wird, so zeigt Trần Anh Hùngs (DER DUFT DER GRÜNEN PAPAYA) neuester Film GELIEBTE KÖCHIN, wie die Grenzen doch verschwimmen können. Juliette Binoche und Benoît Magimel erstmals seit 26 Jahren wieder gemeinsam vor der Kamera und es knistert gewaltig. Nicht nur in den großen Töpfen, in denen kulinarische Köstlichkeiten schmoren. Es ist eine Ode an die französische Küche und an zwei französische Schauspielstars, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Ein Großteil von GELIEBTE KÖCHIN spielt in einer Küche, bei der wohl jeder Kochenthusiast vor Neid erblasst.

Kurzkritik

Mehrmals ging ein Seufzen durch die Reihen des während der Viennale 2023 gut besuchten Gartenbaukinos. Es war fast Mittag und es machte sich bemerkbar, dass in den meisten Mägen gähnende Leere herrschte. GELIEBTE KÖCHIN ist nämlich Foodporn vom Feinsten. Was da an Speisen übergroß auf der Leinwand aufgewartet wird, sucht seines Gleichen. Kein Wunder: als Berater war der französische Starkoch Pierre Gagnaire tätig. Wunderschön von Kameramann Jonathan Ricquebourg in Szene gesetzt und ohne Filmmusik, allein das Knistern des Feuers und das Brutzeln in der Pfanne erfüllt den Raum.

Dodin (Benoít Magimel) ist Gastronom. Es ist das ausgehende 19. Jahrhundert und er lebt mit seiner Köchin Eugénie (Juliette Binoche) in einem großen Landhaus. Über die Jahrzehnte hat sich zwischen Dodin und Eugénie eine innige Beziehung entwickelt und Dodin wird nicht müde, sie zu umwerben. Jahrelang lehnt sie jedoch jeden Gedanken an Heirat ab. Während Dodin mit seinen (männlichen) Freunden diniert, bleibt Eugénie in der Küche und sitzt nie mit ihnen am Tisch. Als die Runde von einem Prinzen zum Essen eingeladen wird und vom Menü alles andere als überzeugt ist, beschließt Dodin, eine Gegeneinladung auszusprechen. Doch das Schicksal macht ihm einen Strich durch die Rechnung.

Man kommt nicht umhin, daran zu denken, dass Binoche und Magímel vor 20 Jahren für ein paar Jahre ein Paar gewesen sind. Bei den Dreharbeiten zu DAS LIEBESDRAMA VON VENEDIG hatten sie sich 1997 kennengelernt. GELIEBTE KÖCHIN, im Original mit dem klingenden Namen LA PASSION DE DODIN BOUFFANT, ist erst ihr zweiter gemeinsamer Film. Nun sehen wir sie als Paar, dass bereits gut 20 Jahre zusammen ist. Das fügt dem Film eine spannende Ebene hinzu. 

In Frankreich hat man dem Film überraschenderweise gegenüber dem Gewinner der Goldenen Palme ANATOMIE EINES FALLS den Vorzug bei der Einreichung für die Oscars 2024 gegeben. Meiner Meinung nach zurecht. Vor allem auch, weil hier jene Speise gehuldigt wird, die den gesamten Schlemmereien um nichts nachsteht: die Eierspeise. Am besten gegessen mit Löffel. Für eine Nominierung hat es leider am Ende nicht gereicht.

Tran Anh Hùng wurde bei den Filmfestspielen von Cannes als bester Regisseur ausgezeichnet. Ein Film über die Liebe und die Kulinarik. Eine ganz große Empfehlung.

GELIEBTE KÖCHIN (OT: La passion de Dodin Bouffant), Frankreich 2023
Drama Ab 12 Länge 135 Min.
Regie und Drehbuch Tran Anh Hung Kamera Jonathan Ricquebourg Schnitt Mario Battistel
Gastronomische Leitung Pierre Gagnaire Mit Juliette Binoche, Benoît Magimel


Dieser Text wurde im Rahmen der Viennale 2023 verfasst.


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