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Während sich zwischen den USA und China ein brisanter Wirtschaftskrieg anbahnt, schickt Disney die legendäre chinesische Kriegerin aus dem 5. Jahrhundert los, um weltweit die Bildschirme zu erobern. Mulan ist den Kinderschuhen entwachsen. Zusätzlich zum Disney+ Abo möchte das Filmstudio 22€ (bzw. 30$), bevor das Leinwandabenteuer im Dezember für alle NutzerInnen verfügbar sein wird. Ein 200-Millionen-Dollar Spektakel für die Couch. Kommende Woche dann im Kino, allerdings nur China.

Darum geht es

Der Kaiser von China erlässt eine Verordnung und das schon vor eineinhalbtausend Jahren recht unmissverständlich: Um den Feind an der Seidenstraße zu besiegen, muss jede Familie einen Krieger für die kaiserliche Armee stellen. Hua Zhou (Tzi Ma), Kriegsheld, hat zwei Töchter und sieht es als eine Pflicht an, darum neuerlich selbst in den Kampf zu ziehen. Seine Tochter Hua Mulan (Liu Yifei) kommt ihm zuvor und macht sich mit der Uniform und dem Schwert des Vaters aus dem Staub. Höflichkeit, Etikette und Eleganz gehören nicht zu deren stärken. Schon als kleines Mädchen fällt sie durch ihren Wagemut und ihrer Geschicklichkeit auf. Vor allem die Mutter und später die Heiratsvermittlerin sind entsetzt. Der Vater ist sich der Problematik bewusst, kann seinen Stolz aber doch nicht ganz verbergen.

Als Mann verkleidet ordnet sich Mulan den männlichen Soldaten unter. Die merken bald, das sie ihnen überlegen ist. Wie lange wird sie ihr Geheimnis bewahren können?

Hua Mulan ist den Kriegern in der kaiserlichen Armee überlegen.

Kommentar

Unaufhaltsam – also fast unaufhaltsam – kommen nach und nach reale Neuverfilmungen der Disney Animationsfilme (alles Klassiker!) in die Kinos. Auch bei Mulan gilt, wie bei den Vorgängern, dass hier eigentlich nicht viel real ist. Das tut dem Film nicht unbedingt gut und man fragt sich, was der Film gekostet hätte, wäre er ohne die deutlich kostengünstigeren computergenerierten Bilder ausgekommen. Der Film ist bildgewaltig (Kamerafrau: Mandy Walker) und zeigt sich in einer intensiven Farbenpracht. Der Mythos wurde auf Hochglanz poliert. Soll so ein, immerhin sind wir hier bei Disney. Seine volle Wirkung kann der Film aber wohl nur auf der Leinwand entfalten.

Diesmal ist es keine 1:1 Neuauflage des Originals. Die Altersfreigabe ab 12 Jahren lässt es erahnen. Hier wird scharf geschossen. Ob das so mit dem Familienfernsehabend was wird? Jedenfalls wurde der Stoff weiterentwickelt. Am Anfang steht der Vater von Mulan im Mittelpunkt und ganz allgemein ist Mulan erwachsener geworden. Die dümmlichen Sidekicks fehlen zur Gänze. Wir haben es mehr mit einem Heldenepos zu tun. Ständig ist von Ehre die Rede. Manchmal etwas zu viel. Eine eingebettete Lovestory bleibt uns erspart, obwohl Disney Mulan wie seine Prinzessinnen vermarktet. Sie ist mehr eine Seelenverwandte von Viana.

Die Hauptdarstellerin Liu Yifei füllt die Rolle mit ihrem Charisma aus. Emanzipation steht im Vordergrund und ihr Counterpart Xian Lang (Gong Li) ist ebenfalls eine Frau. Die Geschichte in diese Richtung zu trimmen ist sicherlich ein kluger Schachzug und durchaus gelungen. Alle Charaktere werden von asiatischen SchauspielerInnen verkörpert. Nur bei der Regie hat das nicht geklappt. Regisseurin Niki Caro (Whale Rider) setzt jedoch die richtigen Akzente und ist für den Film auf jeden Fall ein Gewinn.

Weil sich jetzt Unmut über die Kosten von Disneys Vermarktungsstrategie breit macht: Es war nie der Deal, dass auf Disney+ aktuelle Kinofilme laufen werden. Ausserdem erlaubt der Abodienst sechs Profile, wovon vier gleichzeitig schauen können. Also. Viel spannender ist die Frage, was es für Folgen hat, wenn dies nun ein Erfolg werden sollte. Auch wenn es erstmal ein Einzelfall bleiben soll, so ist es doch nicht ganz auszuschließen, dass es dann ganz anders kommen wird. Nicht auszudenken, wenn die Zugpferde aus den Kinos verschwinden.


MULAN | NIKI CARO | USA 2020 | 115 MIN | 3 out of 5 stars


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