Film/ Barbie

Mit Margot Robbie, Ryan Gosling Regie Greta Gerwig
Ab 12 Länge 114 Min.

OSCAR KANDIDAT

Als Margot Robbie an Greta Gerwig mit der Idee zu einem Film über Barbie herangetreten ist, konnte sie wohl kaum ahnen, zu welch großem Erfolg das führen wird (Robbie war wiederum die Wunschkandidatin von Mattel). Greta Gerwig hat gemeinsam mit Noah Baumbach alles, was möglich war, aus der Marke Barbie herausgeholt. Dass dies sogar zu Kontroversen geführt hat, verwundert. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Barbie ist sowohl eine künstlerische als auch eine kommerzielle Meisterleistung.

Darum geht es

Als die stereotypische Barbie (Margot Robbie) eines Morgens mit Todesgedanken aufwacht, kommt ihr der täglich wiederkehrende Rhythmus aus Party mit den anderen Barbies und Beachtime mit den Kens im rosafarbigen Barbieland auf einmal sehr seltsam vor. Irgendetwas stimmt da nicht. Mit Ken (Ryan Gosling) als blinden Passagier begibt sie sich auf eine Reise in dir reale Welt, um ihre Besitzerin (Ariana Greenblatt, America Ferrara) zu finden. Hier scheint alles auf dem Kopf zu stehen. Ken findet sofort Gefallen an seinem neuen Status als Mann und Barbie traut ihren Augen nicht, als sie in der Chefetage von Mattel erkennen muss, wer hier das Sagen hat.

Ken und Barbie in einem Cabrio. Ken sitzt auf der Rückbank und hält ein Paar gelbe Rollerskates hoch. Im Hintergrund ist ein Regenbogen und der Schriftzug "Barbieland" zu sehen.
Ryan Gosling und Margot Robbie in BARBIE (Greta Gerwig, USA 2023)

Kommentar

Manchmal könnte man meinen, es wurde schon alles gesagt, gerade wenn es um einen Sommerblockbuster geht. Im nächsten Moment sitzt man im Kino mit lauter Mädchen im Volksschulalter. Interessanterweise ist der Film bei uns tatsächlich ab 6 Jahren freigegeben. In den USA hat Barbie ein PG-13 Rating, was schon eher zutreffend ist. Wieso fällt die Beurteilung so sehr unterschiedlich aus? Jedenfalls hat man es in den USA besser getroffen. Bei uns sitzen nun Kinder im Kinosaal, die kaum etwas von der Handlung mitbekommen und sich bald langweilen. Barbie ist nämlich kein Kinderfilm und wie man das anders sehen kann ist mehr als rätselhaft.

Greta Gerwig und Noah Baumbach ist es gelungen, auf Basis eines Spielzeugs, das seit Jahrzehnten warum auch immer fortlaufend für Kontroversen sorgt, eine Geschichte zu erzählen, die nicht nur außerordentlich unterhaltsam ist, sondern noch dazu tiefgründig. Anhand von Barbie und Ken werden Geschlechterrollen hinterfragt. Sowohl in der Spielzeugwelt, als auch unserer realen Welt. Das gelingt ziemlich gut, vor allem, wenn man bedenkt, dass man es mit einem starbesetzten Sommerfilm aus Hollywood zu tun hat.

Wenn in ihrem Segment erfolgreiche RegisseurInnen den Sprung vom Arthousekino in den Mainstream gewagt hatten, ist das meist schief gegangen. Zu sehr hat man sich den vorgegebenen Mustern des Marktes unterworfen. Bei Gerwig und Baumbach ist das nun keineswegs der Fall. Sie schaffen die Gratwanderung zwischen Kunst und Kommerz. Ganz klar: Barbie ist eine legendäre und mächtige Marke. So ist es unumgänglich, dass so ein Film von klassischen Marketinginstrumenten begleitet wird. Mattel, die dritte Größe in dieser Produktion, überläßt da sicher nichts dem Zufall. Trotzdem hat der Konzern zugelassen, dass Barbie durchaus kritische Töne anschlägt und beweist, dass man(n) über sich selbst lachen kann. Ein Aspekt, der von manchen offenbar komplett ausgeblendet wird, sieht man sich Kommentare zum Film an.

Darüber hinaus ist Barbie aber auch ein Genuss für Augen und Ohren. Setdesign, Ausstattung und Kostüme sind großartig. Man kommt aus dem Schauen nicht mehr hinaus. Manche meinen, Ryan Gosling stiehlt Margot Robbie gar die Show. Mag sein, dass sein Charakter spannender erscheint und für mehr Lacher sorgt. Zumindest einmal hat Ken den Film fest in der Hand: Mit „I’m Just Ken“ hat er eine fulminant inszenierte Gesangsnummer im Style der 1980er Jahre, die durchaus Chancen auf Berücksichtigung bei den Oscars haben wird. Kaum vorstellbar, dass man sich diesen Auftritt bei der Verleihung entgehen lässt.

All jenen, die bei Barbie reflexartig die Flucht ergreifen wollen, sei gesagt: Barbie ist eine bissige Satire, die gut unterhält und auf jeden Fall einen Kinobesuch wert ist. Kinder unter 12 Jahren sollte man aber besser zu Hause lassen.

Barbie
Komödie, USA 2023
Regie Greta Gerwig
Drehbuch Greta Gerwig, Noah Baumbach
Kamera Rodrigo Pietro
Schnitt Nick Houy
Musik Mark Ronson, Andrew Wyatt
Mit Margot Robbie, Ryan Gosling, America Ferrara, Michael Cera, Will Ferrell
Länge 114 Min.
Im Kino


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