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Mitten im Sommer erreicht uns ein Nachzügler aus dem Jahr 2021. Der beste Film aller Zeiten der beiden argentinischen Regisseure Gastón Duprat und Mariano Cohn (mit dem deutschen Titel tut man dem Film allerdings keinen Gefallen, Competencia Oficial im Original) vereint drei grandiose Schauspieler, allen voran Penélope Cruz, zu einer Tour de Force, in der sie sich selbst und das Filmbiz ordentlich auf die Schaufel nehmen und bei der wohl kaum ein Auge trocken bleibt.

Darum geht es

Vielleicht eine Brücke, die seinen Namen trägt? Zu seinem 80. Geburtstag steht der Geschäftsmann (José Luis Gómez) Humberto Suárez vor einer existenziellen Krise. Was bleibt von ihm, wenn er einmal nicht mehr ist? Er beschließt kurzerhand, die Rechte an einem Roman zu kaufen und die Autorenfilmerin Lola Cuevas (Penélope Cruz) damit zu beauftragen, einen Film daraus zu machen, gleich den besten Film aller Zeiten. Die exzentrische Regisseurin willigt ein und engagiert Félix Rivero (Antonio Banderas) und Iván Torres (Oscar Martínez) als ungleiches Brüderpaar. Grundverschieden sind die beiden Männer auch im reale Leben und Cuevas versucht sie bei den Proben ständig aus der Reserve zu locken und zu provozieren. Wobei die beiden einen Großteil davon selbst erledigen. Sie können sich nämlich überhaupt nicht ausstehen.

Auch wenn man es hier nicht ganz glauben kann, die Lage ist eher angespannt. (Der beste Film aller Zeiten, ARG/E 2021)

Kommentar

Im Zentrum steht Penélope Cruz. Im vergangenen Jahr war sie neben Der beste Film aller Zeiten mit Parallele Mütter gleich mit zwei Filmen bei den Filmfestspielen von Venedig vertreten. Cruz‘ Rolle nimmt dabei genau auf Regisseure wie Pedro Almodovar Bezug, mit denen sie in den vergangenen Jahren gearbeitet hat. Antonio Banderas spielt hingegen auf sein Image als spanischer Schauspieler an, der es bis nach Hollywood gebracht hat und mit Trophäen überhäuft wurde. Ein eitler Pfau. Für Oscar Martínez‘ Charakter ist das alles nur Fassade und das Schauspielfach eine todernste Angelegenheit. Aus diesem Spannungsfeld heraus bezieht der Film seine komischen Momente.

Es sind die Tage und Wochen vor dem ersten Drehtag. Die Schauspieler lernen sich kennen und machen sich mit dem Drehbuch vertraut. Der Regisseurin Lola Cuevas geht es dabei aber um viel mehr als um eine erste Lesung. Sie bereitet für ihre Darsteller wahnwitzige Prüfungen vor. Sie möchte, dass die Beiden bereits in dieser Phase alles geben. Wir sehen jenen Teil des Arbeitsprozesses, der uns normalerweise verborgen bleibt und der hier ins Absurde getrieben wird.

Das Szenario spielt sich vor einer spannenden Architektur ab. Es ist das moderne Anwesen des Unternehmers, der hier als Filmproduzent fungiert. Orientierung haben wir hier keine und auch die Ausmaße bleiben im unklaren. Sichtbeton, viel Glas und weite leere Räume. Die Kulisse wird von Kameramann Arnau Valls Colomer wunderbar in Szene gesetzt. Das Gebäude ist schon fast ein Darsteller für sich.

Der beste Film aller Zeiten handelt vom kreativen Schaffensprozess an sich und davon etwas der Nachwelt zu hinterlassen. Die Illusion der Unsterblichkeit durch einen Film oder eine Brücke. Was auch immer, an einer Stelle meint Cuevas, dass Kunst für sich spricht und keinerlei Erklärung bedarf. Ich denke, nicht nur Filmfans werden an der Geschichte gefallen finden. Auch der Film spricht für sich und verlangt nach keiner näheren Erklärung. Nicht zuletzt Antonio Banderas ist die Freude an seiner Arbeit anzumerken. Schon lange nicht mehr war ein Kinosaal von solch anhaltendem Lachen erfüllt. Bisher einer der schönsten Filme des Jahres.


Der beste Film aller Zeiten (OT: Competencia Oficial)
Komödie, E/ARG 2021

Regie Gastón Duprat, Mariano Cohn
Drehbuch Gastón Duprat, Mariano Cohn, Andrés Duprat
Kamera Arnau Valls Colomer
Schnitt Alberto del Campo
Musik Eduardo Cruz
Mit Penélope Cruz, Antonio Banderas, Oscar Martínez
Länge
114 Min


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