Wer bei Batman, Captain America, Spider-Man & Co reflexartig die Flucht ergreift und jedes Filmschnipsel mit einem Klick ins digitale Universum hinauskatapultiert, aufgepasst, denn hier könnte man Großes versäumen! Spider-Man: Across The Spider-Verse schon wieder eine Fortsetzung – aber um was für eine! Alles wirkt frisch, neu und überwältigend. Ein Feuerwerk an Farben und unterschiedlichsten Animationsstilen.
Darum geht es
Miles Morales kehrt für das nächste Kapitel der Oscar®-gekrönten Spider-Verse-Saga, Spider-Man: Across the Spider-Verse, zurück. Nach seiner Wiedervereinigung mit Gwen Stacy wird Brooklyns freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, nun als Vollzeit-Spider-Man, quer durch das Multiversum katapultiert, wo er auf ein Team von Spider-People trifft. Ihre Aufgabe ist es, die Existenz des Multiversums zu schützen. Doch als die vielen Helden über die Frage, wie sie mit einer neuen Bedrohung umgehen sollen, aneinandergeraten, muss Miles gegen all die anderen Spinnen antreten und neu definieren, was es bedeutet, ein Held zu sein. Auch, damit er die Menschen retten kann, die er am meisten liebt. Jeder kann die Maske tragen – die Frage, wie du sie trägst, macht dich zum Helden. (Sony Pictures Filmverleih)
Kommentar
Es gibt hier keine Sequenz, die nicht mit ihrer Animation besticht und vermutlich keinen Frame, der sich nicht an der Wand gut machen würde. Visuell haben wir es hier mit einem Meisterwerk zu tun. Die Kreativität scheint unerschöpflich zu sein und das über zwei Stunden lang. Dabei verlangen wechselnde Animationsstile und eine komplexe Story dem Publikum schon einiges ab. Es ist ein Animationsfilm ab 12 Jahren (Kindern mit Kino- und Filmerfahrung ist das auf jeden Fall zumutbar). Das merkt man ihm an und das ist gut so. Beim ersten Mal kann man den ganzen Film ohnehin in all seinen Details nicht ganz fassen, da geht es den Erwachsenen vermutlich nicht anders.
Aufbauend auf der Geschichte von Miles Morales und Gwen Stacy aus dem Jahr 2018, eröffnen sich uns immer mehr Paralleluniversen, Spider-Mens (inklusive einem anarchischen Punk-Spider-Man) und Bösewichten (etwa einem scheinbar einer Zeichnung da Vincis entsprungenen Vogel). Ein Erfolgsgeheimnis ist wohl der sorgsame Umgang mit den Figuren und deren Charakterentwicklung. Während Miles von einem Universum ins nächste reist, versucht er sich zu Hause von seiner Mutter zu emanzipieren. Hier gelingt in all dem überbordenden Tohuwabohu und einer Flut an Sinneseindrücken die Balance (auch der Soundtrack ist bemerkenswert!). Miles ist hin und her gerissen, zwischen Heldentum, erster Liebe und Erwachsenwerden.
All die Freiheiten, die Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson bekommen haben, wurden sozusagen ins Handwerk gelegt und sie erlagen nicht der Versuchung, sich ständig übertrumpfen zu müssen – oder sich zu wiederholen. Der Markt ist an Superheldenfilmen gesättigt. Spider-Man: Across The Spider-Verse ist da jedoch die große Ausnahme. Ein Film, der uns wohl nicht so schnell wieder aus dem Kopf geht.
Spider-Man: Across The Spider-Verse verdient die große Leinwand. Nur hier kann man dem Schicksal von Miles und Gwen ohne Ablenkungen folgen und die Wucht der Bilderpracht in vollem Ausmaß über sich ergehen lassen. Nur eins muss man in jedem Fall in Kauf nehmen: das offene Ende, an das in einer weiteren Fortsetzung nahtlos angeschlossen werden wird. Aber soviel kann man jetzt schon sagen: auch Beyond the Spider-Verse wird uns im März 2024 wohl nicht enttäuschen.
SPIDER-MAN: ACROSS THE SPIDER-VERSE
Animationsfilm, USA 2023
Regie Joaquim Dos Santos, Kemp Powers, Justin K. Thompson
Drehbuch Phil Lord, Christopher Miller, David Callahan
Schnitt Michael Andrews
Musik Daniel Pemperton
Mit den Stimmen von Shameik Moore, Hailee Steinfeld, Jake Johnson, Oscar Isaak, Issa Rae
Länge 141 Min.
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