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Drei Jahre nach dem Überraschungserfolg Knives Out – Mord ist Familiensache bringt uns Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson mit Glas Onion: A Knives Out Mystery den nächsten Fall für Meisterdetektiv Benoit Blanc. Diesmal direkt ins Wohnzimmer, da der Film bei uns ausschließlich über Netflix vertrieben wird. Letzten Endes eine Entscheidung des Regisseurs, was schade ist, denn die mehr als gelungene Fortsetzung – die im eigentlichen Sinn gar keine ist – hätte sich die große Leinwand verdient.

Darum geht es

Der Milliardär Mike Bron (Edward Norton) lädt alljährliche eine Runde an Freunden aus Jugendtagen zu einem gemeinsamen Wochenende ein. In diesem Jahr beordert er sie auf eine abgelegene Insel. Auf dem eigenwilligen Anwesen kündigt er an, dass er seinen eigenen Mord als Spiel inszenieren wird und seine Gäste das Wochenende über Zeit haben, den Mörder zu ermitteln.

Da wären Cassandra „Andi“ Brand (Janelle Monáe), die ihr Geschäftspartner Bron vor kurzem um die Anteile an der gemeinsamen Firma gebracht hatte, Duke Cody (Dave Bautista), ein Twitch Celebrity, Birdie Jay (Kate Hudson), Model und Modedesignerin, Claire Debella (Kathryn Hahn), eine Politikerin und der Wissenschaftler Lionel Toussaint (Leslie Odom Jr.).

Aber was macht Meisterdetektiv Benoit Blanc auf der Insel? Wer hat ihn eingeladen? Nach und nach stellen sich immer mehr Fragen. Gleichzeitig wird das Verhältnis der Gäste untereinander und zu deren Gastgeber immer klarer. Es ist alles andere als harmonisch. Auch dieses Wochenende nicht, an dem rein gar nichts nach Plan verlaufen wird.

Glass Onion: A Knives Out Mystery (2022). Daniel Craig als Detective Benoit Blanc. Cr. John Wilson/Netflix © 2022.

Kommentar

Ein neuer Fall für Benoit Blanc. Neue Charaktere und eine neue Geschichte machen Glass Onion zu einem eigenständigen Film. Rian Johnson verlässt das klassische Setting des Vorgängers und verpflanzt die Handlung auf das Anwesen eines exzentrischen Milliardärs, dessen Gebaren durchaus Parallelen zu Elon Musk aufzeigt (hier wurde der Film regelrecht von der Realität eingeholt). Von Anfang an mutet hier alles wie ein Spiel an aber dabei bleibt es natürlich nicht.

Neuerlich bestechen das Setdesign und die ausgefallenen Kostüme. Blanc wird noch zur Stilikone werden. Aber auch seine Mitstreiter sind alle nicht weniger ausgefallen gekleidet. Auch die Villa hat einige Schauwerte zu bieten. Das was den Film darüber hinaus im Detail aber eigentlich ausmacht, wird es hier nicht zu lesen geben. Johnson hat sein Drehbuch neuerlich perfekt getimt und es funktioniert wie ein Uhrwerk. Dort und da gibt es Hinweise, die sich erst im Nachhinein also hilfreich erweisen, wenn sie überhaupt aufgefallen sind. Ungewöhnlich ist der dramaturgische Aufbau. Zuerst steuert alles auf einen vermeintlichen Höhepunkt zu, der wie eine Seifenblase zerplatzt. Dann kommt ein halbstündiger Einschub in Form einer Rückblende, die noch einmal alles auf den Kopf stellt.

It’s a dangerous thing to mistake speaking without thought for speaking the truth.

Benoit Blanc in „Glas Onion: A Knives Out Mystery“

Wie schon im Vorgänger appelliert Johnson an unser soziales Gewissen und prangert hier aufgeblasene Internetphänomene an, hinter denen rein gar nichts steckt außer Selbstdarstellung und großes Business. Nach Idealen wird man unter den Gästen lange suchen müssen. Einzig die Angst vor dem Statusverlust verursacht so etwas wie Emotionen. Ein großes Geschäft steckt auch hinter der Produktion selbst. Die Kosten sind regelrecht explodiert. Ebenso die Gagen für Johnson und Craig. Netflix war die Geschichte die teuerste Streamingproduktion überhaupt wert. Andere drehen um dieses Budget eine ganze Phantasy-Serie. Vor diesem Hintergrund ist Glass Onion nicht frei von Ironie.

Glass Onion bietet beste Unterhaltung und ist trotz der Länge kurzweilig. Es ist gerade so, dass man immer wieder auf neue Wendungen hofft. Vor allem der witzige Daniel Craig (mit großartigem Dialekt, hat sichtlich großen Spass an der Rolle) und die geheimnisvolle Janelle Monáe tragen den Film. Ganz so stark ist das Ensemble diesmal sonst leider nicht. Der Titel ist einem Song der Beatles entlehnt (im Liedtext beklagt sich John Lennon darüber, dass die Texte der Beatles viel zu ernst genommen werden und sich weit weniger dahinter versteckt, als allgemein angenommen wird) und er verrät es schon: die Abgründe werden hier Schicht für Schicht enthüllt. Allerdings ist das Ergebnis im Kern diesmal weit weniger zufriedenstellend und hier sind wir wieder bei Lennon. Die finale Auflösung will dann nicht so ganz zünden. Es liegt wohl auch an der Zusammensetzung der Gruppe, dass man nicht der Lösung entgegenfiebert, so wie in Knives Out. Es ist irgendwann auch schon egal, wer hier nun der Bösewicht ist. Dadurch verliert alles etwas an Intensität.

Trotzdem: es ist ein kluger großer Spaß. Rian Johnson spielt mit unseren Erwartungshaltungen und nebenbei liefert das Drehbuch gleich eine ganze Menge erinnerungswürdiger Zitate. Teil 3 ist schon auf Schiene. Benoit Blanc kehrt zurück. Das ist sicher. Wir sind gerne mit an Board.


Glass Onion: A Knives Out Mystery
Drama, USA 2022

Regie Rian Johnson
Drehbuch Rain Johnson
Kamera Steve Yedlin
Schnitt Bob Ducsay
Musik Nathan Johnson
Mit Daniel Craig, Janelle Monáe, Edward Norton, Dave Bautista, Kate Hudson, Leslie Odom Jr., Kathryn Hahn
Streamingplattform Netflix


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