Zum bereits 10. Mal wurde die Oscar-Verleihung im Gartenbaukino in Wien übertragen. Der Andrang war in diesem Jahr nicht so groß wie in manchen der vergangenen Jahre. Am Programm hat es sicher nicht gelegen. Mit „The Florida Project“ und „I, Tonya“ gab es direkt vor der Gala zwei Premieren. Ein Grund dürfte gewesen sein, dass die Oscars in diesem Jahr ohne österreichische Beteiligung von statten gingen. Mit der Einreichung von Michael Hanekes „Happy End“ für den Besten Fremdsprachigen Film wollte man auf Nummer sicher gehen. Die Koproduktion schaffte es aber nicht unter die Nominierten. Der Regieerstling „Die Beste aller Welten“ von Adrian Goiginger wäre für viele der logischere Kandidat gewesen.
Sei es drum, die Oscars 2018 sind Geschichte. Anlässlich des 90. Jubiläums der Gala wurde in zahlreichen Ausschnitten an Höhepunkte vergangener Zeiten erinnert. Zwei Änderungen gab es im Regelement: In der Kategorie „Bester Animationsfilm“ durfen erstmalig alle Mitglieder der Academy abstimmen. Bisher war das einem kleinen Kreis vorbehalten. Dokumentationen dürfen nun nicht mehr aus mehreren Teilen bestehen. Eine Reaktion auf den Vorjahresgewinner „O.J.: Made in America“ mit einer Spielzeit von 467 Minuten.
„The Shape of Water“ konnte sich in den Hauptkategorien durchsetzen. Guillermo del Toro kontrollierte das Kuvert für den Besten Film auf der Bühne nochmals höchstpersönlich. Mit lediglich vier von dreizehn möglichen Preisen blieb ein überragender Sieger in diesem Jahr aber aus. Die beiden Drehbuchpreise gingen an „Call me by your name“ und „Get out“. Eine Seltenheit, dass der Film des Jahres in dieser Kategorie leer ausgeht. „Dunkirk“ dominierte verdient die technischen Kategorien. Für „Blade Runner 2049“ konnte Kameramann Roger A. Deakins seine dreizehnte Nominierung nun endlich in Gold verwandeln.
Auf „#metoo“ wurde erwartungsgemäß immer wieder verwiesen. Bereits zu Beginn ersuchte der Präsentator Jimmy Kimmel jedoch, die Dankesreden kurz zu halten. Traditionell hat die Gala Probleme mit der Überlänge. So nahm sich erst Frances McDormand, Preisträgerin für ihre Rolle in „Three Billboards Outisde Ebbing, Missouri„, gegen Ende die Zeit auf die Problematik hinzuweisen. Sie bat alle weiblichen Gäste aufzustehen und die überwiegend männlichen Produzenten im Raum mit ihnen nicht anschließend auf den Parties über zukünftige Projekte zu sprechen, sondern die Tage danach in den jeweiligen Büros. Damit unterstrich McDormand, dass es auch für Frauen um ein ernstzunehmendes Geschäft geht und der Umgang miteinander auf Augenhöhe essenziell ist. Ein starkes Statement abseits von Aktionismus.
Alle Gewinner im Überblick:
The Shape of Water
Best Picture – Guillermo del Toro and J. Miles Dale, Producers
Directing – Guillermo del Toro
Music (Original Score) – Alexandre Desplat
Production Design – Production Design: Paul Denham Austerberry; Set Decoration: Shane Vieau and Jeffrey A. Melvin
A fantastic Woman
Coco
Music (Original Song) – Remember me Music and Lyric by Kristen Anderson-Lopez and Robert Lopez
Darkest Hour
Actor in a Leading Role – Gary Oldman
Makeup and Hairstyling – Kazuhiro Tsuji, David Malinowski and Lucy Sibbick
Three Billboards outside Ebbing, Missouri
Actor in a Supporting Role – Sam Rockwell
Actress in a Leading Role – Frances McDormand
I, Tonya
Call Me by Your Name
Get Out
Writing (Original Screenplay) – Written by Jordan Peele
Icarus
Dunkirk
Blade Runner 2049
Phantom Thread
Heaven Is a Traffic Jam on the 405
Dear Basketball
The Silent Child
Quelle: www.oscars.org
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