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Das in der Telugu Sprache gedrehte Actionspektakel RRR (die Buchstaben stehen für Rise Roar Revolt) von S. S. Rajamouli ist nicht zuletzt wegen seines großen Erfolges der erster Film des Regisseurs, der weltweit sein Publikum gefunden hat. Jene, die mit dem indischen Kino vertraut sind, wird das jetzt nicht gleich vom Ofen hervorholen. Das Anti-Kolonialmärchen über zwei Revolutionäre der 1920er Jahre bietet jedoch neben einer dramatischen Story exzessive atemberaubende Actionchoreografien und spektakuläre Spezialeffekte. Hier wird nicht nur das Heldentum bis an die Spitze getrieben. Die gesamten drei Stunden sind nichts weniger als bombastisch.

Darum geht es

Als die Schwester von Komaram Bheem (N.T. Rama Rao Jr.) vom tyrannischen Kolonialherren Scott Buxton (Ray Stevenson) entführt wird, schwört er Rache und macht sich auf nach Delhi, um sie zurückzuholen. Dort ist man bereits gewarnt und setzt den ambitionierten Polizisten Alluri Sitarama Raju (Ram Charan) darauf an, Bheem aufzuspüren. Wie das Schicksal so spielt, treffen die Beiden aufeinander, ohne ihre wahre Identität Preis zu geben. Es entwickelt sich eine große Freundschaft. Bis die Deckung der beiden auffliegt und ihre jeweilige Agenda zum Vorschein kommt. Aus der Freundschaft wird bittere Rivalität. RRR hält jedoch einige Wendungen parat. Unterstützung erhält Bheem von Buxtons Nichte Jennifer (Olivia Morris). Der große gemeinsame Feind sind am Ende die erbarmungslosen Kolonialisten und deren brutale Herrschaft.

Komaram Bheem (N.T. Rama Rao Jr.) und Alluri Sitarama Raju (Ram Charan) in RRR von S. S. Rajamouli

Kommentar

Es ist eine regelrechte Lawine, die das Publikum in RRR von Anfang an überrollt. Alleine die ersten 30 Minuten beinhalten Actionszenen, die für mehr als einen Film reichen würden. Das scheinbar große Finale folgt irgendwann in der Mitte des Filmes und das Ende ist nach gut drei Stunden so wirkungsvoll wie der Beginn. RRR ist wie eine Dampflokomotive, die mit Vollgas durch die Landschaft donnert.

Es sind dann auch die spektakulären Momente die große Stärke und natürlich die beiden charismatischen Hauptdarsteller. Feine Zwischentöne oder kluge Dialoge darf man sich hier nicht erwarten. Die Darstellung der brutalen britischen Besatzungsmacht erinnert an jene von Nazibösewichten. RRR spart auch nicht mit heftigen Gewaltszenen, die dann auch noch mit Gesangsnummern angereichert sind. Das ist gewöhnungsbedürftig.

Die zwei späteren Revolutionäre (Die beiden haben sich im wirklichen Leben nie getroffen. Die Gesichte ist also reine Erfindung) stehen für den Freiheitskampf des Subkontinents. Naturgemäß ist RRR dadurch geprägt von Nationalstolz. Dagegen wirken sogar US-amerikanische Pendants bescheiden. Durch die stetigen Übertreibungen wird das etwas entschärft. Was das für die gegenwärtige Rezeption in Indien bedeutet, ist eine andere Sache. Im historischen Kontext ist er wohl gerechtfertigt. An der damaligen Realität gibt es nichts zu rütteln. Der antikoloniale Kampf mündet in eine letzte Gesangsnummer, in der weitere Nationalhelden aus ganz Indien gefeiert werden.

Bei Netflix kann man es sich sparen, sich durch die vermeintliche Originalfassung zu quälen. RRR ist nur in den synchronisierten Fassungen Hindi und Englisch zu sehen. Die Rechte für Telugu liegen bei einem indischen Streamingdienst.

RRR ist ein großes Vergnügen mit vielen Momenten, die wohl in Erinnerung bleiben werden. Ein Biest von einem Film, in dem die Schwerkraft und die Zeit keine Rolle mehr spielen. S. S. Rajamouli scheint keine Grenzen beim Geschichten erzählen zu kennen. In Hollywood muss man sich dagegen warm anziehen. Es wäre schön, wenn man sich dort in den nächsten Wochen an diese Produktion erinnert, wenn es auch leider sehr unwahrscheinlich ist. Die Bedeutung für das heutige Unterhaltungskino ist jedenfalls enorm. Für den Rolling Stone ist es der beste Blockbuster des Jahres. Leider war es so gut wie unmöglich, denn Film auf der großen Leinwand zu sehen, wo er erst seine volle Wirkungskraft entfalten kann.

Eine Einstiegsdroge in den indischen Film.

RRR
Actiondrama, IND 2022

Regie S. S. Rajamouli
Drehbuch S. S. Rajamouli
Kamera K. K. Senthil Kumar
Schnitt A. Sreekar Prasad
Musik M. M. Keeravani
Mit N. T. Rama Rao Jr., Ram Charan, Alia Bhatt, Olivia Morris, ua.
Länge 182 Min.
Sprache Telugu/Englisch, dt. Untertitel
Streamingplattform
Netflix


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