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Ein weiterer Film, der eine wahre Odyssee hinter sich hat. Die österreichisch-deutsche Koproduktion Space Dogs wurde bereits 2019 bei den Filmfestspielen in Locarno präsentiert. Erfreulicherweise hat die aussergewöhnliche Dokumentation von Elsa Kremser und Levin Peter nun doch noch den Weg in die Kinos gefunden. Das Regieduo schlägt einen ganz neuen Weg im Dokumentarbereich ein. Mystik, Wissenschaft und moderne Geschichtsschreibung vermischen sich zu einem spannenden Ganzen, dass uns lehrt, sich erstmal zurückzulehnen und zu beobachten.

Darum geht es

1957 wurde mit dem Forschungssatellit Sputnik 2 erstmals ein Lebewesen ins Weltall befördert. Die streunende Hündin Laika wurde dazu ausgewählt und in den sicheren Tod geschickt. Bereits wenige Stunden nach dem Start verstarb das Tier. Einer Legende nach kehrte sie als Geist zur Erde zurück und streift seither durch die Straßen von Moskau. Space Dogs folgt nun zwei Straßenhunden durch die Nächte der russischen Metropole. Der Film begibt sich dabei konsequent auf Augenhöhe mit den Tieren und eröffnet dem Publikum so eine ganz neue Perspektive auf die Welt und der Beziehung von Mensch, Tier … und Kosmos. Der Alltag ist durch einen ständigen Überlebenskampf geprägt. Die Brutalität auf der Straße findet sich auch in den wissenschaftlichen Laboren wieder. Bisher unveröffentlichtes Filmmaterial aus der Sputnik Ära zeigt die Vorbereitungen auf dem Weltraumflug. Die Grenzen von Wissenschaft und Propaganda verschwimmen.

Kommentar

Es ist eine Seltenheit geworden, im Kino mit etwas Neuem überrascht zu werden. Wie sich Kremser und Peter an das Thema Raumfahrt und im Speziellen an das erste Lebewesen im All annähern, ist wohl bisher einzigartig. Mit der Kamera (Yunus Roy Imer) begeben sie sich auf Augenhöhe mit den Straßenhunden in Moskau. Sie beobachten ohne zu inszenieren. Die sonst fast allen Tierdokumentationen eigene Vermenschlichung der Protagonisten gibt es hier nicht. Glaubt man sonst immer genau zu wissen, was die Tiere gerade so machen, unterstützt von einem Audiokommentar, weiß man es hier nicht. Man kann es nur vermuten. Das meiste bleibt rätselhaft. Man kann hierarchische Verhaltensweisen oder den Überlebenskampf im Großstadtdschungel erahnen. Mehr aber auch nicht.

Nach einem fulminanten kosmischen Intro, werden die Sequenzen mit den Straßenhunden immer wieder durch Archivmaterial unterbrochen, das Kremser und Peter auf mühsame Weise aus einem Depot beschaffen konnten. Erstmals sieht man, wie damals mit den Tieren gearbeitet wurde und auf welche Weise die wissenschaftliche Arbeit für Propagandazwecke adaptiert wurde. Dabei wurde die Hündin Laika genauso mit bedacht ausgewählt, wie die wissenschaftliche Mitarbeiterin, die sich um die Hündin kümmern musste. Es sind Teil brutale Bilder, wie man sie von Tierversuchen kennt. Nach einer Eigendefinition soll Space Dogs ein Anti-Tierfilm sein. Das Publikum ist eingeladen, den Film für sich selbst zu entdecken. Etwas, das im Kino schon längst verloren geglaubt war. Im österreichischen Kanon der Dokumentarfilme hat dieser jedenfalls bereits einen wichtigen Platz eingenommen.

Space Dogs
Dokumentation, AUT/D 2019

Regie Elsa Kremser, Levin Peter
Drehbuch Elsa Kremser, Levin Peter
Kamera Yunus Roy Imer
Schnitt Jan Soldat, Stephan Bechinger
Musik John Gürtler, Jan Miserre


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