Film/ The Batman

Im Kino

Mit seiner Batman-Trilogie hat Christopher Nolan das Superheldengenre revolutioniert. Die Filme gingen dem Trauma des Milliardärs im Fledermauskostüm aus Gotham City auf den Grund. Sie hatten nichts mehr von einer verspielten Comicverfilmung, sondern präsentierten sich erwachsener. Nun kommt vermutlich der nächste Dreiteiler auf uns zu. Diesmal von Matt Reeves. Den Anfang macht The Batman, in dem der Regisseur sich auf die Ursprünge der Figur in den Detective Comics besinnt und den Antihelden in einem Krimidrama auftreten lässt. From Dusk till dawn – satte drei Stunden Finsternis, in denen durchaus aktuelle Themen angerissen werden. Trotz aller Ambitionen gerät aber leider wieder einmal das Zeitmanagement aus den Fugen, in einem ewigen Kreislauf der Wiederverwertung.

Darum geht es

Ein politischer Mord mit Botschaft. No more lies. Adressiert an den Batman (Robert Pattinson). Der Riddler (Paul Dano) versetzt Gotham City in Angst und Schrecken, als hätte die Stadt nicht schon genügend Probleme. Mit dem Batman liefert er sich ein Katz und Maus Spiel, gibt Hinweise und ist doch immer einen Schritt voraus. James Gordon (Jeffery Wright), hier noch Lieutenant, ist die einzige Vertrauensperson bei der Polizei, die sonst wie die Ganze Stadt in Korruption versinkt. Das Moloch ist in festen Händen von Carmine Falcone (John Turturro) und seinem Handlanger Oswald Cobblepot alias Pinguin (Colin Farrell). Auf welcher Seite Selina Kyle als Catwoman (Zoë Kravitz) steht, ist zu Beginn nicht ganz klar. Der Riddler konfrontiert den Batman jedenfalls bald mit seiner eigenen Vergangenheit.

Zoë Kravitz und Robert Pattinson in The Batman.

Kommentar

Wer das Computerspiel Batman: Arkham Asylum kennt, dem wird das alles hier bekannt vor kommen. Das Spiel ist die Vorlage für Gotham City, wie es sich uns in The Batman präsentiert und von Kameramann Greig Fraiser spektakulär in Szene gesetzt wird. Unübersichtlich und düster wie die finsterste Nacht. In jeder Ecke lautet das Böse. Das Los Angeles in Blade Runner scheint dagegen einem Reiseprospekt entsprungen. Nur in ein, zwei Szenen kann man die Morgendämmerung am Horizont erahnen, sonst spielt sich alles ausschließlich nächtens ab. Der Look des Films ist bemerkenswert. Es ist Matt Reeves hoch anzurechnen, dass er seinen Blockbuster so gegen den Strich gebürstet hat. Einerseits was die Stimmung generell angeht und auch hinsichtlich der Fokussierung auf das Krimigenre. The Batman erweckt Streckenwiese den Eindruck, als könnte der Film auch in einem Arthouse Kino seinen Platz finden.

Zu Beginn tauchen wir in die Gedankenwelt von Bruce Wayne ein. Er ist hier nicht der Playboy, der sich auf Empfängen mit schönen Frauen umgibt. Frauen kommen in diesem Männerfilm mit einer Ausnahme überhaupt nicht vor. Robert Pattinson wirkt in seiner Rolle um einige Jahre jünger als seine Vorgänger, obwohl er tatsächlich nicht der Jüngste von ihnen ist. Das war Christian Bale in Batman Begins. Es ist aber ein gänzlich anderer Bruce Wayne, mit gesenkten Kopf, Haarsträhnen im Gesicht und stets finsterer Miene, den wir hier kennenlernen. Die Rolle des desillusionierten Rächers ist Pattinson auf den Leib geschnitten. Im Kostüm macht Pattinson eine erstaunlich gute Figur (Der Anzug ist hier weniger Hightech Apparat als selbstgebaute Verkleidung).

Selina Kyle ist die einzige Frau in The Batman und obwohl sie als Catwoman sehr wohl eine eigene Agenda verfolgt, ist sie am Ende doch nicht mehr als ein Anhängsel – zumindest in ihrem ersten Auftritt. Enttäuschend, obwohl die beiden ein interessantes Duo abgeben (sowie die Chemie zwischen allen Charakteren durchwegs stimmig ist). Andy Serkis, der sich unter anderem in Matt Reeves` zwei Planet der Affen Filmen als Bewegungsmodell einen Namen gemacht hat, zeigt als Alfred all jenen, die es noch immer nicht mitbekommen haben, was für toller Schauspieler er ist. Colin Farrell steckt als Pinguin in einer Fatsuit. Selbst wenn man es weiß, erkennt man ihn nicht. Paul Dano glänzt neuerlich in der Rolle eines Psychopathen.

Bemerkenswert ist der Soundtrack von Michael Giacchino. Die Musik ist allgegenwärtig und verstärkt die Atmosphäre Gotham Citys. Sie ist mysteriös und unheimlich und lohnt sich auch zum Nachhören. Den musikalischen Rahmen erhält The Batman aber schon wie im Trailer durch Nirvanas Something In The Way, das erfreulicherweise Eingang in den Film gefunden hat.

Bei allen visuellen Vorzügen ist The Batman eine zähe Angelegenheit. Die Spiellänge ist in erster Linie wohl drauf zurückzuführen, dass Matt Reeves es sich einfach leisten darf. Die Story braucht die Zeit jedenfalls nicht. Für einen richtigen Krimi fehlt es an Substanz. Vielleicht muss man gar froh sein, dass nicht gleich zwei Filme daraus wurden. Gerade im finalen Akt holt der Film aber noch einmal kräftig aus, wenn eine Trollarmee Gotham City ins Chaos stürzt. Was wäre, wenn die kommentareschreibenden Wutbürger ernst machen würden und zu den Waffen greifen? Der Sturm auf das Kapitol in Washington 2021 hat es angedeutet. Gotham City erlebt es.

Batman ist in einem ewigen Kreislauf gefangen, in dem das Böse immer wiederkehrt, wie eine der letzten Szenen bereits andeutet. Für Freunde des dunklen Rächers ist The Batman in jeden Fall sehenswert. Für einen Neustart ist das aber dann doch zu wenig. Warner Bros. quetscht das geistige Eigentum aus. Es ist wie bei einer angetrockneten Zitrone. Der Saft mag aromatisch sein aber viel bekommt man aus ihr nicht mehr heraus.


THE BATMAN
Comicverfilmung, USA 2021

Regie Matt Reeves
Drehbuch Matt Reeves, Peter Craig
Kamera Greig Fraiser
Schnitt William Hey, Tyler Nelson
Musik Michael Giacchino
Mit Robert Pattinson, Zoë Kravitz, John Turturro, Paul Dano, Jeffery Wright, Colin Farrell, Andy Serkis, Peter Saarsgard
Länge 176 Min.
Im Kino


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