Für all jene, die längst das Fernweh gepackt hat und sich nach Sonne, Strand, Pasta und Melonen sehnen, haben die Pixar Studios genau das Richtige. Luca spielt an der italienischen Riviera der 1950er Jahre und weckt nostalgische Urlaubs- und Sommergefühle. Ein farbenfroher Filmspass rund um eine ungewöhnliche Freundschaft für die ganze Familie. Wenn man von den paar Tagen absieht, an denen Onward: Keine halben Sachen im März 2020 in den Kinos lief, ist Luca nach Soul bereits der dritte Pixar-Film in Folge, der uns über die Streamingplattform Disney+ im Abo direkt nach Hause geliefert wird.
Darum geht es
Luca ist ein Seeungeheuer und lebt vor der Küste des italienischen Fischerdorfes Portorosso. Gelangweilt geht er seiner Arbeit nach – dem Hüten von Ziegenfischen. Seine Eltern erlauben dem neugierigen Teenager nicht an die Wasseroberfläche zu schwimmen. Luca jedoch hat eine Schwäche für all jenes, was von der Welt draußen zu ihm auf den Meeresgrund herabsinkt.
Als Luca eines Tages auf das Seeungeheuer Alberto trifft, ändert sich sein Leben schlagartig. Alberto lebt an Land. Seeungeheuer haben nämlich eine besondere Fähigkeit: wenn sie komplett trocken sind, können sie sich in Menschen verwandeln. Werden sie wieder naß, verwandeln sie sich zurück. Luca folgt seinem neuen Freund in dessen Versteck. Die Faszination ist groß. Ein Poster einer Vespa animiert die beiden dazu, aus allerhand Schrott ein eigenes Moped zu basteln.
In der Zwischenzeit steht im naheliegenden Fischerdorf der Portorosso Cup bevor. Ein Triathlon aus Radfahren, Schwimmen und Spaghettiessen. Nachdem sie das Mädchen Giulia in einer Auseinandersetzung vor dem überheblichen Fiesling Ercole rettet, beschließen die drei, in diesem Jahr gemeinsam den Lokalmatador Ercole zu schlagen, um sich mit dem Preisgeld eine Vespa zu kaufen.
Als sich Luca und Giulia näher kommen, wird Alberto eifersüchtig. Schließlich treten Luca und Alberto ihrer Freundschaft willen gegen Giulia an. In einem turbulenten Wettbewerb laufen die Jungen Gefahr, dass ihre Deckung auffliegt. In der Zwischenzeit machen sich die Eltern von Luca auf die Suche nach ihrem Sohn. Es beginnt ein Rennen gegen die Zeit und die drei Freunde erkennen, dass sie nur gemeinsam gewinnen können.
Kommentar
Zu Beginn fühlt man sich unweigerlich an Arielle – Die kleine Meerjungfrau erinnert. Sie teilt mit Luca das Faible für Gegenstände aus einer anderen Welt. Sehnsüchtig blicken die beiden an die Oberfläche und wollen nur eins: raus aus dem Wasser. Beiden gelingt dies, wenn auch unter unterschiedlichen Voraussetzungen. Sehr zum Missfallen der Eltern. Es sind nicht die einzigen Verweise, die Enrico Casarosa in seinen ersten Langfilm eingebaut hat. Daraus macht er erst gar kein großes Geheimnis. Casarosa will seinen Film als Hommage an das italienische Kino von Federico Fellini verstanden wissen. Marcello Mastroianni hat hier genauso seinen Platz, wie das italienische Temperament und Feinripp Unterleibchen. Unverkennbar ist auch ein weiteres Vorbild von Casarosa. Die farbenfrohe Landschaft und die markanten Wolkenstimmungen erinnern an die Studio Ghibli Filme von Hayao Miyazaki.
Für Pixar ist das alles Neuland. Luca hat zwar nicht die tiefgründige Finesse wie beispielsweise der Vorgänger Soul aus dem vergangenen Jahr. Die Geschichte ist weitaus einfacher gehalten und läuft letzten Endes auf den Bewerb hinaus, auch wenn vehement versucht wurde, in der zwischenmenschlichen Beziehung von Luca und Alberto mehr zu sehen, als eine Freundschaft zwischen zwei Jungen, was der Regisseur ebenso bestimmt verneinte. Schließlich spielt dies auch überhaupt keine Rolle, denn Luca bietet gute Unterhaltung auf gewohnt technisch hohem Niveau. Wenn man davon absieht, dass wir diesmal nichts wirklich Neues zu sehen bekommen. Herzerwärmend ist Luca allemal.
Luca
Animationsfilm, USA 2021
Regie Enrico Casarosa
Drehbuch Jesse Andrews, Mike Jones
Schnitt Catherine Apple, Jason Hudak
Musik Dan Romer
Stimmen in der eOV Jakob Tremblay, Jack Dylan Grazer
Streamingplattform Disney+
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